titre | Bruchsal Abtransport Juden |
sous_titre | |
video | LFS_00462_01_Bruchsal_Abtransport-Juden |
dateDebut | 1940-10-18 |
dateFin | 1940-10-18 |
annee | 1,940 |
duree | 0 |
genre | |
format_original | 16 mm |
coloration | |
son | Muet |
langue | |
realisateurs | |
droits | Stadtarchiv Bruchsal |
lieuTournage | 49.1254, 8.59054 |
fonds | |
pieces_jointes | |
evenements_filmes_ou_en_lien | |
personnages_identifies | |
lieux_ou_monuments | |
etat | Non-Non |
institution_dorigine | Haus des Dokumentarfilms |
thematique | Second World War : German occupation - Annexation of Alsace |
idSupport | LFS 00462 4 |
timecode | 86 |
apercu | Deportation_Juden_Bruchsal_2.png |
resumefr | |
resumede | Deportation der jüdischen Bevölkerung aus Bruchsal am 18.10.1940 |
resumeen | Deportation of the Jewish population from Bruchsal on October 18, 1940. |
descriptionfr | |
descriptionde | |
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contextefr | |
contextede | Am 22. Oktober 1940 wurde der Großteil der jüdischen Bevölkerung Badens ins Lager Gurs in Südfrankreich deportiert. Vorausgegangen waren die zunehmende Ausgrenzung und Diskriminierung und quasi Enteignung von Geschäften und Firmen zu Preisen deutlich unter dem Marktwert, die von den Nationalsozialisten als ‚Arisierung‘ bezeichnet wurde. Der Lahrer Ernst Feist, Aufsichtsrat der Tabakfabrik Roth-Händle AG beschrieb in einem Brief 1945, wie eine solche Enteignung von statten ging: „Am 7. April 1938 mussten die jüdischen Aktionäre der Badischen Tabakmanufaktur Roth-Händle AG aufgrund von der damaligen Regierung getroffenen Maßnahmen (…) 80 % ihres Aktienbesitzes zu pari an Herrn Franz Neusch (Zigarrenfabriken Joh. Neusch) in Herbolzheim verkaufen“ (Stude 1997, S. 162). In Offenburg gab es im Oktober 1938 noch 16 jüdische Betriebe, im Kreis noch 10, die von der Deutschen Arbeitsfront enteignet werden sollten.
Die Ausgrenzung begann bereits im Frühjahr 1933 durch den offenen Boykott jüdischer Läden, wie dies in Lahr auch filmisch dokumentiert wurde. Im März 1933 beschloss der Gemeinderat der Stadt Offenburg, jüdische Firmen, Warenhäuser und Filialbetriebe nicht mehr als Lieferanten zu berücksichtigen. Ähnliches galt für jüdische Ärzte oder Rechtsanwälte. Es erfolgte die gezielte Verdrängung jüdischer Beamter aus dem Staatsdienst, und selbst in Vereinen waren sie zunehmend unerwünscht und wurden ausgeschlossen. Jüdische Jugendliche spürten in den Schulen die Missachtung ihrer Mitschüler mit antisemitischen Hänseleien. Die 1935 gegründete Reichsvereinigung der Juden in Deutschland organisierte Schulen und Ausbildungsstätten für die jüdischen Kinder. „Wie schnell sich die Ausgrenzung und Isolation in den Dörfern und Kleinstädten vollzog, war jeweils abhängig von der Stärke des Drucks durch lokale antisemitische Propaganda, militante Aktionen und soziale Kontrolle. Auch gab es zwischen den Dörfern große Unterschiede, wie aggressiv gegen die jüdische Bevölkerung vorgegangen wurde“ (Landeszentrale, S. 9).
Im September 1935 wurde auf dem Nürnberger Parteitag das ‚Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre‘ verkündet, dass Eheschließungen und Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden als ‚Rassenschande‘ verbot. Die Offenburgerin Clementine Neu berichtete: „Der Hass gegen die Juden ist täglich geschärfter und die notwendigen Lebensbedingungen kaum noch gegeben. Beamte und alle, die vom Staat unterhalten werden, sollen und dürfen nichts mehr beim Juden kaufen“ (Ruch 1998, S. 121). Verstärkt tauchten Plakate und Transparente auf ‚Juden unerwünscht‘, ‚Juden werden hier nicht bedient‘, ‚Nur für Arier‘. Auch auf Umzügen in der Fasnet wie im März 1938 in Nußbach oder 1939 in Lahr (Fasnachstumzug, LFS 246) wurde die jüdische Bevölkerung verhöhnt. Jeder machte sich verdächtig, der sich privat oder geschäftlich mit Juden traf, und es gehörte Courage dazu, sich dem zu widersetzen. Beim Pogrom am 10/11. November 1938 wurden auch in Baden die Innenräume zahlreicher Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört. Sämtliche bei dem Pogrom entstandenen Kosten in Höhe von 1 Mio. Reichsmark musste die jüdische Bevölkerung erstatten. Gerade jüngere Juden waren schon vorher emigriert, oft nach Palästina, das noch von den Britten kontrolliert wurde; für die Einreise musste man landwirtschaftliche Kenntnisse nachweisen. Doch ein solcher Entschluss war nicht einfach, denn die Verbundenheit mit Deutschland – einige hatten im Ersten Weltkrieg für ihr Vaterland gekämpft – und die Sorge um ihre berufliche Zukunft im Ausland hielten sie davon ab. Doch nach dem Pogrom verließ, wer es sich finanziell leisten konnte und ein Einreisevisum bekam, seine Heimat.
[[Fichier:Deportation Juden Bruchsal.png|vignette|Die Deportation der jüdischen Mitbürger stieß auf großes Interesse der Bruchsaler (Stadtarchiv Bruchsal)]]
Die Deportation der übrigen Juden am jüdischen Laubhüttenfest am 22. Oktober 1940 war der nächste Schritt der Nationalsozialisten, diese Bevölkerungsgruppe aus der deutschen Gesellschaft auszuschließen. Es gibt nur wenige fotografische Dokumente dieser ‚Aktion 6504‘ wie z. B. aus Kippenheim, Lörrach und Gailingen. Aber die Filmaufnahmen aus Bruchsal sind ein herausragendes zeithistorisches Dokument und einmalig für diese Region. Das Fragment von einer guten Minute Länge beginnt mit einer Schrifttafel: „Bruchsal judenfrei! Die letzten Juden verlassen Bruchsal. 18.10.1940“. Es folgen fünf Einstellungen in einer Halbtotalen mit Stativ gedreht. Eine Kolonne alter Männer und Frauen in dunklen Mänteln sowie einige Jugendliche laufen mit Koffern und Taschen in der Hand über die gepflasterte Straße. Überwacht werden sie von deutschen Soldaten in Uniform und von Polizisten. Sie überqueren Gleise. Ein Mann zieht einen Handkarren mit Gepäck. Die Deportation fand vor den Augen der Bevölkerung statt, aber die Mehrheit schwieg. Der Bahnbeamte Josef Doll erinnert sich an die Ereignisse am Bahnhof Bruchsal: „Man hat sie die Treppe heruntergestoßen, angerempelt und angespuckt. Es waren Bruchsaler SA-Leute in Uniform. Ich erinnere mich besonders daran, wie Dr. Schmitt angespuckt wurde. Dieser jüdische Arzt war in Bruchsal so angesehen und hatte viele Arme kostenlos behandelt“ (Stude 2005, S. 5).
[[Fichier:H._G._Huber_FASTNACHTSPIEL_Nußbach_1938_(3)_(2).jpg|vignette|Der Deportation vorausgegangen war die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung wie im beim Fasnachtsumzug in Nußbach 1938 (Foto: Ortsarchiv Nußbach)]]
Im Oktober 1940 wurden insgesamt 5.600 Juden aus 137 Gemeinden Badens vertrieben, allein 2.000 aus Mannheim und 905 aus Karlsruhe. Ihnen wurde erlaubt, 100 Reichsmark und 50 kg Gepäck mitzunehmen. Ausgenommen von der Deportation waren 820 Juden in Baden, die in ‚Mischehen‘ lebten, ausländische ‚Nichtarier‘ oder transportunfähige Kranke und ihre Pfleger. Sie wurden 1941 direkt in Vernichtungslager deportiert. Bei Neuenburg überquerten die Züge den Rhein. Ziel war das „Camp de Gurs“ im westlichen Südfrankreich im Vorland der Pyrenäen, das bis November 1942 von der französischen Vichy-Regierung kontrolliert wurde. Auch diese erließ im Oktober 1940 antijüdische Gesetze, die die Internierung in Gurs ermöglichten. Die Bahnfahrt dorthin dauerte insgesamt drei Tage und vier Nächte. Das Lager war kein Vernichtungslager. Einigen gelang die Flucht oder auch die legale Ausreise z.B. in die USA. Die, denen dies nicht gelang, wurden ab 1942 in die Vernichtungslager in Osteuropa transportiert, wo die meisten starben. Von den 8.000 Juden, die 1925 in Baden gelebt hatten, waren 1947 gerade einmal 40 in ihre Heimat zurückgekehrt.
Kay Hoffmann |
contexteen | On October 22, 1940, the majority of Baden's Jewish population was deported to the Gurs camp in southern France. This was preceded by increasing exclusion and discrimination and quasi expropriation of businesses and companies at prices well below the market value, which the Nazis called 'Aryanization'. Lahrer Ernst Feist, member of the supervisory board of the tobacco factory Roth-Händle AG, described in a letter in 1945 how such expropriation took place: “On April 7, 1938, the Jewish shareholders of the Baden tobacco manufacturer Roth-Händle AG had to take measures taken by the government at that time (...) Sell 80% of their shares at par to Mr. Franz Neusch (cigar factory Joh. Neusch) in Herbolzheim ”(Stude 1997, p. 162).
In Offenburg there were 16 Jewish companies in October 1938, and 10 in the district that were to be expropriated by the German Labor Front.
The exclusion already began in the spring of 1933 through the open boycott of Jewish shops, as was documented in film in Lahr. In March 1933, the town council of the city of Offenburg no longer considered Jewish companies, department stores and branches as suppliers. The same was true for Jewish doctors or lawyers. The targeted displacement of Jewish civil servants from the civil service took place, and even in clubs they were increasingly undesirable and were excluded. Jewish schoolchildren felt the disregard of their classmates with anti-Semitic teasing in the schools. The Reich Association of Jews in Germany, founded in 1935, organized schools and training centers for Jewish children. “The speed with which exclusion and isolation took place in villages and small towns depended on the level of pressure from local anti-Semitic propaganda, militant actions and social control. There were also great differences between the villages as to how aggressively the Jewish population was acted on ”(Landeszentrale, p. 9).
In September 1935, the 'Law for the Protection of German Blood and German Honor' was promulgated at the Nuremberg Party Congress, prohibiting marriages and relationships between Jews and non-Jews as 'racial shame'. Clementine Neu from Offenbach reported: “The hatred of the Jews is sharpened every day and the necessary living conditions are hardly given anymore. Civil servants and everyone who is maintained by the state should and may no longer buy anything from the Jews ”(Ruch 1998, p. 121). Posters and banners increasingly appeared on 'Jews undesirable', 'Jews are not served here', 'only for Aryans'. The Jewish population was also mocked on moves in the Fasnet, such as in March 1938 in Nussbach or 1939 in Lahr (Fasn growth train, LFS 246). Anyone who met Jews privately or on business suspected himself, and courage was part of resisting it. At the pogrom on 10/11. November 1938, the interiors of numerous synagogues, Jewish shops and apartments were also destroyed in Baden. The Jewish population had to reimburse all costs incurred in the pogrom amounting to 1 million Reichsmarks. Younger Jews in particular had emigrated before, often to Palestine, which was still controlled by the British; agricultural knowledge was required for entry. But such a decision was not an easy one, because ties with Germany - some had fought for their fatherland in the First World War - and concerns about their professional future abroad prevented them from doing so. But after the pogrom, anyone who could afford it financially and obtained an entry visa left his home.
[[Fichier:Deportation Juden Bruchsal.png|vignette|The deportation of the fellow Jews met with great interest from the people of Bruchsal (Bruchsal City Archives (Stadtarchiv Bruchsal)]]
The deportation of the remaining Jews at the Jewish Feast of Tabernacles on October 22, 1940 was the next step for the National Socialists to exclude this population from German society. There are only a few photographic documents from this 'Action 6504' such as: B. from Kippenheim, Lörrach and Gailingen. But the film recordings from Bruchsal are an outstanding historical document and unique for this region. The fragment of a good minute in length begins with a tablet: “Bruchsal is free of Jews! The last Jews leave Bruchsal. October 18, 1940 ". There are five shots in a half shot with a tripod. A column of old men and women in dark coats, as well as some teenagers, are walking across the cobbled street with suitcases and bags in hand. They are monitored by German soldiers in uniform and by police officers. They cross tracks. A man pulls a handcart with luggage. The deportation took place before the eyes of the population, but the majority remained silent. Railway official Josef Doll remembers the events at Bruchsal station: “They pushed them down the stairs, jostled them and spat on them. They were Bruchsal SA men in uniform. I particularly remember how Dr. Schmitt was spit on. This Jewish doctor was so respected in Bruchsal and had treated many poor people free of charge ”(Stude 2005, p. 5).
[[Fichier:H._G._Huber_FASTNACHTSPIEL_Nußbach_1938_(3)_(2).jpg|vignette|The deportation was preceded by the exclusion of the Jewish population as in the carnival parade in Nussbach in 1938 (Foto: Ortsarchiv Nußbach)]]
In October 1940 a total of 5,600 Jews from 137 communities in Baden were expelled, 2,000 from Mannheim alone and 905 from Karlsruhe. They were allowed to take 100 Reichsmarks and 50 kg of luggage with them. An exception to the deportation were 820 Jews in Baden who lived in 'mixed marriages', foreign 'non-Aryans' or disabled people and their carers. They were deported directly to extermination camps in 1941. The trains crossed the Rhine at Neuenburg. The goal was the “Camp de Gurs” in western southern France in the foothills of the Pyrenees, which was controlled by the French Vichy government until November 1942. This also passed anti-Jewish laws in October 1940, which allowed internment in Gurs. The train journey there took a total of three days and four nights. The camp was not an extermination camp. Some succeeded in fleeing or even legally leaving e.g. in the USA. Those who failed to do so were transported to the extermination camps in Eastern Europe from 1942, where most died. Of the 8,000 Jews who had lived in Baden in 1925, just 40 had returned to their homeland in 1947.
Kay Hoffmann |