Baignade au Baggersee (0021FN0002) : Différence entre versions
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− | Das Gewässer vom Baggersee, wo diese Sequenz gedreht wurde, befindet sich in Illkirch-Graffenstaden 5 Kilometer von Straßburg entfernt. Sein Name kommt vom Bagger, Maschinen, die benutzt wurden, um den Grund eines Flusses auszubaggern, und See. In der Tat handelt es sich ursprünglich um eine alte Kiesgrube, die zwischen 1900 und 1905 für den Bahndamm der Bahnstrecke Straßburg-Kehl genutzt wurde. Heute gibt es noch die Hütte der Kiesgrube, jetzt das Clubhaus des Fischereiverbandes. Im Jahr 1908 erwarb der Bauunternehmer Charles Urban diesen verlassenen See | + | Das Gewässer vom Baggersee, wo diese Sequenz gedreht wurde, befindet sich in Illkirch-Graffenstaden 5 Kilometer von Straßburg entfernt. Sein Name kommt vom ''Bagger'', Maschinen, die benutzt wurden, um den Grund eines Flusses auszubaggern, und ''See''. In der Tat handelt es sich ursprünglich um eine alte Kiesgrube, die zwischen 1900 und 1905 für den Bahndamm der Bahnstrecke Straßburg-Kehl genutzt wurde. Heute gibt es noch die Hütte der Kiesgrube, jetzt das Clubhaus des Fischereiverbandes. Im Jahr 1908 erwarb der Bauunternehmer Charles Urban diesen verlassenen See. Dieser Philanthrop erlaubte den Zugang für Badegäste. Es war 1929, als Herr Schartner, Eigentümer von Strasbourg-Plage, es zu einem echten See- und Freizeitzentrum mit "20.000 m2 Strand, einer Buffetterrasse für 1.500 Personen, einer Garderobe und einer Umkleide umfunktionieren ließ. ». Fünf Jahre nach der Eröffnung nutzte Charles Urban diesen Badeplatz, der bei den Einwohnern von Straßburg sehr beliebt war: Zu dieser Zeit, als der Film entstand, gab es Sprungbretter, Kanus, einen Gymnastikstrand usw. Es ist sogar möglich, das Höhenrad zu nutzen, wie man es in einer anderen Sequenz sehen kann, die 1938 von Emile Breesé an derselben Stelle gedreht wurde. Seit 1962 ist das Bad in Besitz der Stadt Straßburg. |
+ | [[Fichier:Roue.jpg|vignette|Strasbourg-Plage - Baggersee, 1936|400px]] | ||
+ | '''Entwicklung der Erholung: die Natur in der Nähe von zu Hause'' | ||
− | + | 1936 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Lohnarbeit. Es ist der Moment, in dem es überall Proteste gibt und in Frankreich 290 Streiks ausbrechen.Einer der Fortschritte, die in den 1930er Jahren für die Arbeiternehmer in der Matignon-Vereinbarungen erzielt wurden, sind 15 Tage bezahlter Urlaub. Was macht man mit diesem neuen Urlaub? Einige bleiben zu Hause, andere gehen zu ihren Familien. Andere nutzen ihre Freizeit zur Erholung wie Sport oder Schwimmen. | |
+ | Laut Gilbert Breesé haben seine Eltern, die Geschäftsleute waren,. viel gearbeitet und nur selten dieses neue Recht genutzt. Seine Familie ging immer nur am Sonntag am Baggersee schwimmen. Das gut situierte Paar aus der Mittelschicht hatte an diesen Sonntagen einfache Hobbys wie viele andere Franzosen: Schwimmen, Picknick, Waldspaziergänge oder Stadtbesichtigungen. Die Urlaubszeit ist noch weit entfernt: Wenn man sich die Bilder von Emile Breesé zwischen 1930 und 1950 anschaut, ist diese Familie wenig gereist (Elsass, Lothringen und Deutschland). | ||
− | + | Badebilder finden sich immer wieder in Amateurfilmen des MIRA Archivs. Schon ab 1932: Schwimmszenen in Biarritz (Daussin s. 0093FN0007), Baggerseen (Trau, s. 0040FN0016, 1940), öffentliche Schwimmbäder bereits 1938 (Willer, 0020FH0019 in Bellefosse), aber besonders in den 50er Jahren, dann in Gartenpools um 1970 (Ehret, 0087NN0003). Natürlich ist Schwimmen in der freien Natur, in Bächen, Teichen oder am Meer in all diesen Jahrzehnten üblich. Diese Szenen spiegeln jedes Mal eine kindische Freude. Der ganze Sommer ist eine Zeit der Entspannung und der Wasserspiele. Es sind selten Bilder von Form vollendeter Athleten, die wir hier sehen. | |
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'''Auf dem Weg zur Demokratisierung des Schwimmens''' | '''Auf dem Weg zur Demokratisierung des Schwimmens''' | ||
− | + | Tatsächlich können wir in dieser Sequenz zwei Arten von Badegästen unterscheiden. Vor allem die Familie Breesé, deren Angehörige anscheinend nicht schwimmen kann. Die beiden Kinder Gilbert und René, damals ungefähr zehn Jahre alt, beschäftigen sich mit einer Boje, aber weniger um zu Lernen. In einer kurzen Sequenz werden die Kinder von einem Mann gezogen. Zur gleichen Zeit geht eine Frau schwimmen, immer mit einer Boje (zeigt TCs?). Es wird jedoch bemerkt, dass einige Männer im Hintergrund schwimmen. Im Jahr 2017 gibt das Health Watch Institute an, dass 62% der französischen Frauen, die zwischen 1932 und 1943 geboren wurden, nicht schwimmen können, verglichen mit 35% der Männer, die im selben Zeitraum geboren wurden . | |
− | + | Ihr Freundeskreis, bisher nicht identifiziert und sichtlich muskulöser hingegen scheint erfahren in dieser Disziplin: Sie beherrschen die Kunst des Tauchens und bewegen sich mit Leichtigkeit im Wasser. | |
− | Theoretisch ist | + | Theoretisch ist Schwimmen seit 1879 in der Schule Pflicht, um Kinder in Form zu halten, aber auch, um sie zu künftigen Soldaten zu machen. Während des 19. Jahrhunderts war das Schwimmenlernen vielfältig: sowohl hygienisch als auch praktisch. Das Lernen von Rettungsschwimmern basiert auf militärischer Bildung und beinhaltet das Demonstrieren von Bewegungen außerhalb des Wassers. Diese Praxis hat sich lange fortgesetzt: Im MIRA-Archiv stammt die erste Trainingssequenz des Schwimmens mit einem Rettungsschwimmer aus den 1950er Jahren (Nemett, siehe 0059FS0001). Wir sehen Kinder, die unter Aufsicht eines Rettungsschwimmers zuerst auf dem Boden schwimmen, dann unterstützt er sie mit einer Stange im offenen Becken. Außerdem entwickeln sich zu dieser Zeit die Methoden des Schwimmenlernens: Mit der 1958 von Maurize Herzog ins Leben gerufenen Hochkommission für Jugend und Sport sollen unter anderem Sportler trainiert werden. Das Lernen des sogenannten modernen Schwimmens in der Schule wird eingeleitet: Eines der Nachschlagewerke ist 1968 Die Schwimmschule von Raymond Catteau und Gérard Garrof. Parallel dazu wurde der Bau von Freibädern, die in der Zwischenkriegszeit begonnen wurde, bis in die 1980er Jahre in Frankreich fortgesetzt. Dann begann die Idee des Schwimmens als Wettbewerb in den Schule zu verschwinden. |
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+ | Eine neue Beziehung zum Körper: Bräunen | ||
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+ | Die Sequenz ist aus einem weiteren Grund interessant: Das sehr sportliche Paar scheint in der Bräunungspraxis geschickt zu sein und fällt auf unter den anderen Badenden mit Familie. Frauen und Mütter, wie Madame Breesé, sind ziemlich blass, obwohl einige Badegäste im Hintergrund eine Bräune erkennen lassen. | ||
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+ | Die Bräune wird in den späten 1920er Jahren modern (die bisweilen Debatten wie in der Vogue von 1928 hervorbrachte) und breitet sich bereits in den 1930er Jahren aus und wurde ab 1945 populär mit dem Aufstieg der Heliotherapie in der medizinische Bereich, und im Zusammenhang mit einer neuen Beziehung zur Natur, zu Sport und zu Ferien. Die Bräune wird akzeptiert und ist nicht länger typisches Zeichen einer schweren Arbeit im Freien von Arbeitern, Sträflingen und Soldaten. Für Christophe Granger, der stärker politisch denkt, ist die Entwicklung der Bräune mit der Nutzung des Körpers durch den liberalen Mittelstand als sozialem Kapital verbunden, der es ihnen erlaubt, sich durch das Natürliche und das Skulpturale zu differenzieren, im Gegensatz zur Starrheit der alten herrschenden Klassen, mit Blässe als Schönheitsideal. | ||
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+ | Diese Beschreibung entspricht ziemlich dem Paar des Filmbeispiels, deren Haltung und Aussehen sehr natürlich wird. Während Madame Breesé's Haar ist gut frisiert ist und die meisten Badenden Hüte tragen, trägt beispielsweise die gebräunte Frau ein einfaches Stirnband und achtet nicht auf ihre Frisur. Ihre Silhouette scheint sich von denen anderer Frauen zu unterscheiden, "moderner", wie die der jungen Männer, die oben auf dem Sprungbrett zu sehen sind. | ||
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+ | Pascal Ory enthüllt in dieser Evolution eine Form des Rechts auf Glückseligkeit und besonders des weiblichen Emanzipationsprozesses. So wird der Körper der Frau über diese Veränderungen im Alltag entdeckt: Ihr Badeanzug, wie er von Madame Breesé und vielen anderen Badegästen getragen wird, ist in den 1930er Jahren offener und ähnelt männlichen Badeanzügen. Im Jahr 1930 schuf die Marke Jantzen den Badeanzug "Shouldaire", der die Schultern zeigt, um die Vorzüge des Sonnenbadens voll und ganz zu genießen. Dies ist ein weiterer Unterschied, den wir zwischen diesem gebräunten und sportlichen Paar und den meisten anderen Schwimmer bemerken: das Outfit. Während die meisten der hier gefilmten Frauen den gleichen Badeanzug tragen, trägt diese Frau einen Badeanzug, der viel offener und bunter ist. | ||
+ | Die Emanzipation verlief in diesem moralisierenden Frankreich, besonders in den Dörfern, manchmal nicht glatt (Einband: Petit Journal, 9. November 1927). Bei einer Demonstration im Februar 1934 in Paris kann man über den Protest der Familienväter lesen: "Wir tolerieren daher nicht, dass die Strände durch Exhibitionisten und schmutzige Spiele, die manchmal echte öffentliche Angriffe auf den Anstand darstellen, in Ungnade fallen». | ||
+ | Am Baggersee war es eher amüsant, wie ein Text aus dem Jahr 1931 belegt: "Es war die Zeit, in der Jung und Alt, Männer und Frauen in der gleichen Begeisterung für den schönen Sport, durcheinander nackt sind im Schatten der Zweige, die hier und da verstreut waren, hinter den wenigen Ästen der Büsche, wo zum Schutze ein Taschentuch von einer freundlichen Hand diskret ausgestreckt wurde. » | ||
+ | Frauenzeitschriften, von der eine der gefilmten Frauen auf dem Boot ein Exemplar hält, beginnen Ratschläge für Perfektion zu geben und bieten Selbstbräunungsprodukte an. So erscheint 1927 das Chaldea-Öl von Jean Patou, "''das erste Sonnenöl, das die Haut schützt und den Sonnenbrand reduziert''." 1935 soll Schüllers Sonnenbernstein das Bräunen ohne Brennen ermöglichen. Die Breesé Familie ist keine Ausnahme: Madame Breesé, immer noch am Baggersee, reibt in einem Film aus dem Jahr 1938 ihre beiden Söhne mit einem Sonnenöl ein. | ||
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|lieu_de_tournage=48.54251, 7.74673 | |lieu_de_tournage=48.54251, 7.74673 |
Version du 8 juin 2018 à 08:26
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