Abgeordnete Besuchen Kernkraftwerk (LFS00465) : Différence entre versions
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|Contexte_et_analyse_de=Nach den Versuchen der militärischen Nutzung der Kernenergie im Zweiten Weltkrieg rückte in den 1950er Jahren die zivile Nutzung in den Fokus. Es war vor allem ein von der Politik gewünschtes Projekt, wie die Gründung des ‚Bundesministeriums für Atomfragen‘ im Oktober 1955 unterstrich. Denn vorher war es der Bundesrepublik durch das Kontrollratsgesetz verboten, eigene Atomkraftwerke zu errichten. Die Nutzung der Kernenergie wurde immer in einem Zusammenhang mit der Wiederaufrüstung, der Gründung der Bundeswehr im November 1955 und ihre Ausstattung mit Atomwaffen diskutiert; die Amerikaner stationierten atomare Artilleriegeschütze ab 1953 in der BRD. Dagegen protestierte die Initiative „Kampf dem Atomtod“. In der DDR wurde die Nationale Volksarmee (NVA) im Januar 1956 gegründet, und die Sowjetunion lagerte ab 1958 Nuklearwaffen auf dem Gebiet der DDR. Bundeskanzler Konrad Adenauer berief als ersten Minister den ambitionierten CSU-Politiker Franz Josef Strauß, der schon nach einem Jahr ins Verteidigungsministerium wechselte. Sein Nachfolger von 1956 bis 1961 wurde Siegfried Balke. Der neue ‚Atom-Minister‘ Strauß setzte sich entschieden für die neue Technologie ein und forderte, dass neue Atomkraftwerke bereits 1970 den ersten Strom liefern sollten. Eine wichtige Funktion nahm dabei das 1956 von Minister Strauß als ‚Kernreaktorbau- und Betriebsgesellschaft mbH‘ gegründete Forschungszentrum Karlsruhe ein, das später in die ‚Gesellschaft für Kernforschung‘ und schließlich ins ‚Kernforschungszentrum Karlsruhe‘ umbenannt wurde und eng mit der Universität Karlsruhe zusammenarbeitete. Seit 2009 nennt es sich neutraler ‚Karlsruher Institut für Technologie‘ (KIT). Das Forschungszentrum wurde bei seiner Gründung zu 90% aus Bundesmitteln und nur zu 10% vom Land Baden-Württemberg bezahlt. Ziel war die Grundlagenforschung sowie der Bau eines Schwerwasserreaktors zu Forschungszwecken, der etwas außerhalb von Karlsruhe in Leopoldshafen errichtet wurde. Dieser wurde ab 1957 gebaut und bis 1981 betrieben. Ein Mehrzweckforschungsreaktor war zwischen 1965 und 1984 in Betrieb. Schließlich wurde der Prototyp eines Brutreaktors errichtet, der zwischen 1971 und 1991 die Möglichkeit der Wiederaufbereitung von Kernbrennstäben testen sollte. Dies war einer der Schwerpunkte der Forschungen. Mitte der 1980er Jahre kam ein Institut für Meteorologie und Klimaforschung hinzu. 1997 wurde dort in einer Kooperation zwischen den Universitäten Karlsruhe und Strasbourg eines der ersten Institute für Nanotechnologie errichtet. Der Stolz des Landkreises Karlsruhe auf die Kerntechnik zeigt sich darin, dass ein Atommodell Teil des Wappens wurde. Es zeigt einen Atomkern, der von zwei Elektronen umkreist wird, wie gleich die erste Einstellung des Films zeigt. Die Schrifttafel „Der Landkreis mit dem Atom-Zentrum“ macht dies ebenfalls deutlich. Innerhalb weniger Monate genehmigte das Landratsamt den Forschungsreaktor FR 2 als kerntechnische Anlage. Das Hochfahren auf Nennleistung nach knapp vier Jahren misslang zunächst wegen schadhafter Core-Tanks. Dies verzögerte den Start um weitere 20 Monate und bedeutete einen Rückschlag für die Euphorie des technischen Fortschritts durch Atom. Der Film zeigt den Besuch von Landtagsabgeordneten aus Stuttgart in dem im Bau befindlichen Kernforschungszentrum, das noch nicht so umfangreich gesichert ist wie spätere Atomanlagen. Das Baustellenschild lokalisiert die Aufnahmen in Leopoldshafen, einem ehemaligen Fischerdorf. Der Bus fährt vor und die Abgeordneten steigen aus. Die Atmosphäre scheint entspannt und das Kamerateam kann sogar Aufnahmen des Reaktorinneren machen, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Betrieb ist. Die Kühltürme werden aus Untersicht gedreht mit starken schwarz-weiß Kontrasten. Eine Mitarbeiterin klemmt sich einen Kontrollklipp an ihren weißen Kittel; dies wird noch einmal in Großaufnahme gezeigt. Der Kernbereich des Reaktors wirkt modern. Er kann mit einem Kran umkreist werden, der ihn auch mit Brennstäben bestückt. Die Schaltzentrale mit elektrischen Steuerungselementen wirkte damals futuristisch. Alles scheint unter Kontrolle. Augenscheinlich soll das Bild eines modernen Betriebes gezeigt werden, der auf saubere Weise Strom produziert. Der Ausflug klingt in der lichtdurchfluteten Kantine bei einem Abendbier aus. Schlussbild ist der Blick auf den Reaktor von außen mit ein paar Bäumen davor. Die Gefahren der Nutzung der Atomenergie wurden erst in den 1970er Jahren zum Thema, als auch die Proteste gegen die Kernkraftwerke begannen. | |Contexte_et_analyse_de=Nach den Versuchen der militärischen Nutzung der Kernenergie im Zweiten Weltkrieg rückte in den 1950er Jahren die zivile Nutzung in den Fokus. Es war vor allem ein von der Politik gewünschtes Projekt, wie die Gründung des ‚Bundesministeriums für Atomfragen‘ im Oktober 1955 unterstrich. Denn vorher war es der Bundesrepublik durch das Kontrollratsgesetz verboten, eigene Atomkraftwerke zu errichten. Die Nutzung der Kernenergie wurde immer in einem Zusammenhang mit der Wiederaufrüstung, der Gründung der Bundeswehr im November 1955 und ihre Ausstattung mit Atomwaffen diskutiert; die Amerikaner stationierten atomare Artilleriegeschütze ab 1953 in der BRD. Dagegen protestierte die Initiative „Kampf dem Atomtod“. In der DDR wurde die Nationale Volksarmee (NVA) im Januar 1956 gegründet, und die Sowjetunion lagerte ab 1958 Nuklearwaffen auf dem Gebiet der DDR. Bundeskanzler Konrad Adenauer berief als ersten Minister den ambitionierten CSU-Politiker Franz Josef Strauß, der schon nach einem Jahr ins Verteidigungsministerium wechselte. Sein Nachfolger von 1956 bis 1961 wurde Siegfried Balke. Der neue ‚Atom-Minister‘ Strauß setzte sich entschieden für die neue Technologie ein und forderte, dass neue Atomkraftwerke bereits 1970 den ersten Strom liefern sollten. Eine wichtige Funktion nahm dabei das 1956 von Minister Strauß als ‚Kernreaktorbau- und Betriebsgesellschaft mbH‘ gegründete Forschungszentrum Karlsruhe ein, das später in die ‚Gesellschaft für Kernforschung‘ und schließlich ins ‚Kernforschungszentrum Karlsruhe‘ umbenannt wurde und eng mit der Universität Karlsruhe zusammenarbeitete. Seit 2009 nennt es sich neutraler ‚Karlsruher Institut für Technologie‘ (KIT). Das Forschungszentrum wurde bei seiner Gründung zu 90% aus Bundesmitteln und nur zu 10% vom Land Baden-Württemberg bezahlt. Ziel war die Grundlagenforschung sowie der Bau eines Schwerwasserreaktors zu Forschungszwecken, der etwas außerhalb von Karlsruhe in Leopoldshafen errichtet wurde. Dieser wurde ab 1957 gebaut und bis 1981 betrieben. Ein Mehrzweckforschungsreaktor war zwischen 1965 und 1984 in Betrieb. Schließlich wurde der Prototyp eines Brutreaktors errichtet, der zwischen 1971 und 1991 die Möglichkeit der Wiederaufbereitung von Kernbrennstäben testen sollte. Dies war einer der Schwerpunkte der Forschungen. Mitte der 1980er Jahre kam ein Institut für Meteorologie und Klimaforschung hinzu. 1997 wurde dort in einer Kooperation zwischen den Universitäten Karlsruhe und Strasbourg eines der ersten Institute für Nanotechnologie errichtet. Der Stolz des Landkreises Karlsruhe auf die Kerntechnik zeigt sich darin, dass ein Atommodell Teil des Wappens wurde. Es zeigt einen Atomkern, der von zwei Elektronen umkreist wird, wie gleich die erste Einstellung des Films zeigt. Die Schrifttafel „Der Landkreis mit dem Atom-Zentrum“ macht dies ebenfalls deutlich. Innerhalb weniger Monate genehmigte das Landratsamt den Forschungsreaktor FR 2 als kerntechnische Anlage. Das Hochfahren auf Nennleistung nach knapp vier Jahren misslang zunächst wegen schadhafter Core-Tanks. Dies verzögerte den Start um weitere 20 Monate und bedeutete einen Rückschlag für die Euphorie des technischen Fortschritts durch Atom. Der Film zeigt den Besuch von Landtagsabgeordneten aus Stuttgart in dem im Bau befindlichen Kernforschungszentrum, das noch nicht so umfangreich gesichert ist wie spätere Atomanlagen. Das Baustellenschild lokalisiert die Aufnahmen in Leopoldshafen, einem ehemaligen Fischerdorf. Der Bus fährt vor und die Abgeordneten steigen aus. Die Atmosphäre scheint entspannt und das Kamerateam kann sogar Aufnahmen des Reaktorinneren machen, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Betrieb ist. Die Kühltürme werden aus Untersicht gedreht mit starken schwarz-weiß Kontrasten. Eine Mitarbeiterin klemmt sich einen Kontrollklipp an ihren weißen Kittel; dies wird noch einmal in Großaufnahme gezeigt. Der Kernbereich des Reaktors wirkt modern. Er kann mit einem Kran umkreist werden, der ihn auch mit Brennstäben bestückt. Die Schaltzentrale mit elektrischen Steuerungselementen wirkte damals futuristisch. Alles scheint unter Kontrolle. Augenscheinlich soll das Bild eines modernen Betriebes gezeigt werden, der auf saubere Weise Strom produziert. Der Ausflug klingt in der lichtdurchfluteten Kantine bei einem Abendbier aus. Schlussbild ist der Blick auf den Reaktor von außen mit ein paar Bäumen davor. Die Gefahren der Nutzung der Atomenergie wurden erst in den 1970er Jahren zum Thema, als auch die Proteste gegen die Kernkraftwerke begannen. | ||
Kay Hoffmann | Kay Hoffmann | ||
+ | |Bibliographie=Die Geschichte von Bau und Betrieb des deutschen Schnellbrüter-Kernkraftwerks KNK II, Karlsruhe 1993 | ||
+ | SPERLING, Peter, "Geschichten aus der Geschichte. 50 Jahre Forschungszentrum Karlsruhe", Karlsruhe 2006. | ||
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Version du 15 mars 2019 à 17:00
Avertissement[1]
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Résumé
Contexte et analyse
Nach den Versuchen der militärischen Nutzung der Kernenergie im Zweiten Weltkrieg rückte in den 1950er Jahren die zivile Nutzung in den Fokus. Es war vor allem ein von der Politik gewünschtes Projekt, wie die Gründung des ‚Bundesministeriums für Atomfragen‘ im Oktober 1955 unterstrich. Denn vorher war es der Bundesrepublik durch das Kontrollratsgesetz verboten, eigene Atomkraftwerke zu errichten. Die Nutzung der Kernenergie wurde immer in einem Zusammenhang mit der Wiederaufrüstung, der Gründung der Bundeswehr im November 1955 und ihre Ausstattung mit Atomwaffen diskutiert; die Amerikaner stationierten atomare Artilleriegeschütze ab 1953 in der BRD. Dagegen protestierte die Initiative „Kampf dem Atomtod“. In der DDR wurde die Nationale Volksarmee (NVA) im Januar 1956 gegründet, und die Sowjetunion lagerte ab 1958 Nuklearwaffen auf dem Gebiet der DDR. Bundeskanzler Konrad Adenauer berief als ersten Minister den ambitionierten CSU-Politiker Franz Josef Strauß, der schon nach einem Jahr ins Verteidigungsministerium wechselte. Sein Nachfolger von 1956 bis 1961 wurde Siegfried Balke. Der neue ‚Atom-Minister‘ Strauß setzte sich entschieden für die neue Technologie ein und forderte, dass neue Atomkraftwerke bereits 1970 den ersten Strom liefern sollten. Eine wichtige Funktion nahm dabei das 1956 von Minister Strauß als ‚Kernreaktorbau- und Betriebsgesellschaft mbH‘ gegründete Forschungszentrum Karlsruhe ein, das später in die ‚Gesellschaft für Kernforschung‘ und schließlich ins ‚Kernforschungszentrum Karlsruhe‘ umbenannt wurde und eng mit der Universität Karlsruhe zusammenarbeitete. Seit 2009 nennt es sich neutraler ‚Karlsruher Institut für Technologie‘ (KIT). Das Forschungszentrum wurde bei seiner Gründung zu 90% aus Bundesmitteln und nur zu 10% vom Land Baden-Württemberg bezahlt. Ziel war die Grundlagenforschung sowie der Bau eines Schwerwasserreaktors zu Forschungszwecken, der etwas außerhalb von Karlsruhe in Leopoldshafen errichtet wurde. Dieser wurde ab 1957 gebaut und bis 1981 betrieben. Ein Mehrzweckforschungsreaktor war zwischen 1965 und 1984 in Betrieb. Schließlich wurde der Prototyp eines Brutreaktors errichtet, der zwischen 1971 und 1991 die Möglichkeit der Wiederaufbereitung von Kernbrennstäben testen sollte. Dies war einer der Schwerpunkte der Forschungen. Mitte der 1980er Jahre kam ein Institut für Meteorologie und Klimaforschung hinzu. 1997 wurde dort in einer Kooperation zwischen den Universitäten Karlsruhe und Strasbourg eines der ersten Institute für Nanotechnologie errichtet. Der Stolz des Landkreises Karlsruhe auf die Kerntechnik zeigt sich darin, dass ein Atommodell Teil des Wappens wurde. Es zeigt einen Atomkern, der von zwei Elektronen umkreist wird, wie gleich die erste Einstellung des Films zeigt. Die Schrifttafel „Der Landkreis mit dem Atom-Zentrum“ macht dies ebenfalls deutlich. Innerhalb weniger Monate genehmigte das Landratsamt den Forschungsreaktor FR 2 als kerntechnische Anlage. Das Hochfahren auf Nennleistung nach knapp vier Jahren misslang zunächst wegen schadhafter Core-Tanks. Dies verzögerte den Start um weitere 20 Monate und bedeutete einen Rückschlag für die Euphorie des technischen Fortschritts durch Atom. Der Film zeigt den Besuch von Landtagsabgeordneten aus Stuttgart in dem im Bau befindlichen Kernforschungszentrum, das noch nicht so umfangreich gesichert ist wie spätere Atomanlagen. Das Baustellenschild lokalisiert die Aufnahmen in Leopoldshafen, einem ehemaligen Fischerdorf. Der Bus fährt vor und die Abgeordneten steigen aus. Die Atmosphäre scheint entspannt und das Kamerateam kann sogar Aufnahmen des Reaktorinneren machen, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Betrieb ist. Die Kühltürme werden aus Untersicht gedreht mit starken schwarz-weiß Kontrasten. Eine Mitarbeiterin klemmt sich einen Kontrollklipp an ihren weißen Kittel; dies wird noch einmal in Großaufnahme gezeigt. Der Kernbereich des Reaktors wirkt modern. Er kann mit einem Kran umkreist werden, der ihn auch mit Brennstäben bestückt. Die Schaltzentrale mit elektrischen Steuerungselementen wirkte damals futuristisch. Alles scheint unter Kontrolle. Augenscheinlich soll das Bild eines modernen Betriebes gezeigt werden, der auf saubere Weise Strom produziert. Der Ausflug klingt in der lichtdurchfluteten Kantine bei einem Abendbier aus. Schlussbild ist der Blick auf den Reaktor von außen mit ein paar Bäumen davor. Die Gefahren der Nutzung der Atomenergie wurden erst in den 1970er Jahren zum Thema, als auch die Proteste gegen die Kernkraftwerke begannen.
Lieux ou monuments
Bibliographie
Die Geschichte von Bau und Betrieb des deutschen Schnellbrüter-Kernkraftwerks KNK II, Karlsruhe 1993
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