Freiburg Film, Bundesverdienstkreuz (LFS 02297 1) : Différence entre versions

Ligne 36 : Ligne 36 :
  
 
Der Regisseur Wolf Hart (1911-2002) war ein renommierter Kulturfilmemacher, der lange Zeit in Freiburg wohnte. Dort wuchs er auf und studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Geographie und Sport und wurde eine führende Person im Sozialistischen Studentenbund. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erhielt er ein Studienverbot und landete beim Film. Er wurde Assistent bei dem anerkannten Kameramann Sepp Allgeier, der einige Bergfilme gestaltet hatte. Er assistierte Allgeier dann auch bei Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ (1935) und bei ihrem zweiteiligen „Olympia“ Film (1938). Sein Regiedebüt gab er mit dem kurzen Kulturfilm „Heide“ (1938). Nach Kriegsende erhielt er eine Drehlizenz der französischen Besatzungsbehörden und baute seine Produktionsfirma in Freiburg auf. In den 1950er Jahren wurden seine Filme mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter ein Bundesfilmpreis für „Bauhütte 63“ über die Restaurierung des Freiburger Münsters. Von daher lag es nahe, ihn mit dem Auftrag für einen Imagefilm zum Freiburger Stadtjubiläum zu betrauen. Es ist eine Liebeserklärung an die Stadt mit historischen Rückblicken, mit charmanter Schilderung des Alltags, seiner Lebensqualität sowie der Bedeutung der Universität, der Industrie und der Neubausiedlungen im Westen der Stadt.
 
Der Regisseur Wolf Hart (1911-2002) war ein renommierter Kulturfilmemacher, der lange Zeit in Freiburg wohnte. Dort wuchs er auf und studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Geographie und Sport und wurde eine führende Person im Sozialistischen Studentenbund. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erhielt er ein Studienverbot und landete beim Film. Er wurde Assistent bei dem anerkannten Kameramann Sepp Allgeier, der einige Bergfilme gestaltet hatte. Er assistierte Allgeier dann auch bei Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ (1935) und bei ihrem zweiteiligen „Olympia“ Film (1938). Sein Regiedebüt gab er mit dem kurzen Kulturfilm „Heide“ (1938). Nach Kriegsende erhielt er eine Drehlizenz der französischen Besatzungsbehörden und baute seine Produktionsfirma in Freiburg auf. In den 1950er Jahren wurden seine Filme mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter ein Bundesfilmpreis für „Bauhütte 63“ über die Restaurierung des Freiburger Münsters. Von daher lag es nahe, ihn mit dem Auftrag für einen Imagefilm zum Freiburger Stadtjubiläum zu betrauen. Es ist eine Liebeserklärung an die Stadt mit historischen Rückblicken, mit charmanter Schilderung des Alltags, seiner Lebensqualität sowie der Bedeutung der Universität, der Industrie und der Neubausiedlungen im Westen der Stadt.
 +
 
Der Film von Helmut Eckert zeigt, wie OB Eugen Keidel mit seiner Frau zur Premiere in das Kino ‚Kurbel/Kamera‘ kommt; andere Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft fahren mit dem Auto vor. Insgesamt ein sehr gediegenes Publikum, bei den Männern dominieren dunkle Anzüge. Die ‚Kurbel‘ wurde 1949 als Anbau der Städtischen Bühnen mit über 1.000 Plätzen eröffnet. 1953 wurde es durch die ‚Kamera‘ mit 474 Plätzen ergänzt. Das Lichtspielhaus wurde 1994 geschlossen und dient heute als ‚Kleines Haus‘ des Theaters. Es folgen Bilder des Münsters und der Premierengäste, die das Kino verlassen. OB Keidel bedankt sich beim Regisseur Wolf Hart für seinen Film. Die Premiere fand im Rahmen des Stadtjubiläums statt, das auch mit Windspielen, Fahnentürmen und der Beflaggung der Hauptstraßen mit Wimpeln in der Stadt gefeiert wurde. Eine Werbung auf einer historischen Straßenbahn wirbt für ein Quiz zum Jubiläum und weist auf den 70. Geburtstag der Straßenbahnen in Freiburg hin, die 1900 startete.
 
Der Film von Helmut Eckert zeigt, wie OB Eugen Keidel mit seiner Frau zur Premiere in das Kino ‚Kurbel/Kamera‘ kommt; andere Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft fahren mit dem Auto vor. Insgesamt ein sehr gediegenes Publikum, bei den Männern dominieren dunkle Anzüge. Die ‚Kurbel‘ wurde 1949 als Anbau der Städtischen Bühnen mit über 1.000 Plätzen eröffnet. 1953 wurde es durch die ‚Kamera‘ mit 474 Plätzen ergänzt. Das Lichtspielhaus wurde 1994 geschlossen und dient heute als ‚Kleines Haus‘ des Theaters. Es folgen Bilder des Münsters und der Premierengäste, die das Kino verlassen. OB Keidel bedankt sich beim Regisseur Wolf Hart für seinen Film. Die Premiere fand im Rahmen des Stadtjubiläums statt, das auch mit Windspielen, Fahnentürmen und der Beflaggung der Hauptstraßen mit Wimpeln in der Stadt gefeiert wurde. Eine Werbung auf einer historischen Straßenbahn wirbt für ein Quiz zum Jubiläum und weist auf den 70. Geburtstag der Straßenbahnen in Freiburg hin, die 1900 startete.
 +
 
Die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes durch CDU-Ministerpräsident Hans Filbinger an Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel zeigt die nächste Sequenz. Sein Dienstzimmer ist für die Aufnahmen aufwändig ausgeleuchtet und Helmut Eckert ist mit seiner Kamera nah am Geschehen. Es hat sich ein erlauchter Kreis von Honoratioren zusammengefunden, überwiegend Männer in dunklen Anzügen. Die wenigen Damen haben schicke Kleidung an und sorgen für Farbpunkte. Ministerpräsident Filbinger überreicht am Vorabend des Festakts zum Stadtjubiläum dem Oberbürgermeister das Große Verdienstkreuz im Auftrag des Bundespräsidenten. Die Landesregierung hatte ihn für diese Ehrung vorgeschlagen und der Oberbürgermeister dankte auch im Namen der Bürger von Freiburg. Zum Abschluss wurde mit Wein angestoßen. Der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann, der am nächsten Tag zum Festakt ebenfalls nach Freiburg kam, was in einer anderen Sequenz dokumentiert ist, stand der Bedeutung der Bundesverdienstkreuze durchaus kritisch gegenüber. Er setzte sich dafür ein, starre gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen und mehr Demokratie zu wagen. Bei einer Verleihung im Januar 1973 sagte er: „Es ist so gut wie unmöglich, eine überzeugende Gerechtigkeit in die Auszeichnung mit dem Verdienstorden zu bringen. Es gibt Bürger, die die Annahme eines Ordens, aus welchen Gründen auch immer, verweigern. Ihnen habe ich immer meinen Respekt bekundet“. Er schlug stattdessen vor, Bundesverdienstkreuze in offenen Kisten zur Selbstbedienung aufzustellen (Hoffmann, S. 123). Für die Stuttgarter Dokumentarabteilung des SDR drehte Roman Brodmann 1973 den provokativen Dokumentarfilm „Die ausgezeichneten Deutschen“.
 
Die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes durch CDU-Ministerpräsident Hans Filbinger an Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel zeigt die nächste Sequenz. Sein Dienstzimmer ist für die Aufnahmen aufwändig ausgeleuchtet und Helmut Eckert ist mit seiner Kamera nah am Geschehen. Es hat sich ein erlauchter Kreis von Honoratioren zusammengefunden, überwiegend Männer in dunklen Anzügen. Die wenigen Damen haben schicke Kleidung an und sorgen für Farbpunkte. Ministerpräsident Filbinger überreicht am Vorabend des Festakts zum Stadtjubiläum dem Oberbürgermeister das Große Verdienstkreuz im Auftrag des Bundespräsidenten. Die Landesregierung hatte ihn für diese Ehrung vorgeschlagen und der Oberbürgermeister dankte auch im Namen der Bürger von Freiburg. Zum Abschluss wurde mit Wein angestoßen. Der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann, der am nächsten Tag zum Festakt ebenfalls nach Freiburg kam, was in einer anderen Sequenz dokumentiert ist, stand der Bedeutung der Bundesverdienstkreuze durchaus kritisch gegenüber. Er setzte sich dafür ein, starre gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen und mehr Demokratie zu wagen. Bei einer Verleihung im Januar 1973 sagte er: „Es ist so gut wie unmöglich, eine überzeugende Gerechtigkeit in die Auszeichnung mit dem Verdienstorden zu bringen. Es gibt Bürger, die die Annahme eines Ordens, aus welchen Gründen auch immer, verweigern. Ihnen habe ich immer meinen Respekt bekundet“. Er schlug stattdessen vor, Bundesverdienstkreuze in offenen Kisten zur Selbstbedienung aufzustellen (Hoffmann, S. 123). Für die Stuttgarter Dokumentarabteilung des SDR drehte Roman Brodmann 1973 den provokativen Dokumentarfilm „Die ausgezeichneten Deutschen“.
 +
 
Den Abschluss des Films bilden Aufnahmen des Neubaugebiets Landwasser im Westen der Stadt. Unter Oberbürgermeister Keidel expandierte die Stadt und die Einwohnerzahl wuchs. Deshalb beschloss der Gemeinderat 1964 ein Neubaugebiet in dem bis dahin sumpfigen Waldgebiet im Westen der Stadt zu errichten. Schon im Sommer 1966 konnten die ersten Mieter einziehen, im Februar 1968 konnte die 1.000 Wohnung bezogen werden. In Landwasser wohnten 1975 insgesamt 9.423 Bewohner und es entstand ein eigenes Stadtzentrum mit Einkaufzentrum, einem großen Schulzentrum, einem Marktplatz, einem Krankenhaus sowie einer katholischen und einer evangelischen Kirche. Helmut Eckert betont in seinem Kommentar, dass der Aufbau des neuen Stadtviertels vor allem auch ein Verdienst von Oberbürgermeister Eugen Keidel gewesen sei.  
 
Den Abschluss des Films bilden Aufnahmen des Neubaugebiets Landwasser im Westen der Stadt. Unter Oberbürgermeister Keidel expandierte die Stadt und die Einwohnerzahl wuchs. Deshalb beschloss der Gemeinderat 1964 ein Neubaugebiet in dem bis dahin sumpfigen Waldgebiet im Westen der Stadt zu errichten. Schon im Sommer 1966 konnten die ersten Mieter einziehen, im Februar 1968 konnte die 1.000 Wohnung bezogen werden. In Landwasser wohnten 1975 insgesamt 9.423 Bewohner und es entstand ein eigenes Stadtzentrum mit Einkaufzentrum, einem großen Schulzentrum, einem Marktplatz, einem Krankenhaus sowie einer katholischen und einer evangelischen Kirche. Helmut Eckert betont in seinem Kommentar, dass der Aufbau des neuen Stadtviertels vor allem auch ein Verdienst von Oberbürgermeister Eugen Keidel gewesen sei.  
 
Kay Hoffmann
 
Kay Hoffmann
 
|Bibliographie=BINDNER, Anita. DVD „Freiburg im Breisgau. Der Film. Die Geschichte“, Haus des Dokumentarfilms 2011 mit Bonusfilm „Freiburg. Ein Stadtporträt“ von Wolf Hart; Details zu Wolf Hart: https://www.filmportal.de/person/wolf-hart_5497851e877c4cb19f7508e5e654df73; HOFFMANN, Kay. Zeichen der Zeit. Zur Geschichte der Stuttgarter Schule. TR-Verlagsunion. München 1996. S. 123
 
|Bibliographie=BINDNER, Anita. DVD „Freiburg im Breisgau. Der Film. Die Geschichte“, Haus des Dokumentarfilms 2011 mit Bonusfilm „Freiburg. Ein Stadtporträt“ von Wolf Hart; Details zu Wolf Hart: https://www.filmportal.de/person/wolf-hart_5497851e877c4cb19f7508e5e654df73; HOFFMANN, Kay. Zeichen der Zeit. Zur Geschichte der Stuttgarter Schule. TR-Verlagsunion. München 1996. S. 123
 
}}
 
}}

Version du 27 janvier 2021 à 18:45


Avertissement[1]

Résumé


Premiere des Freiburg Films von Wolf Hart und Verleihung des Bundesverdienstordens an Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel

Description


Haus mit der Aufschrift: "Kamera Kurbel". Menschen steigen aus Autos, begrüßen sich. / Münster, Schwenk über den Münsterturm und das Münster. / Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel (04.09.1909-31.12.1991, OB von 1962-1982) bedankt sich bei Filmemacher Wolf Hart. Fähnchengeschmückte Straße mit Autos und Straßenbahnen. TC: 10:05:41 Fahnen des Stadtjubiläums. Schwenk über Hochhäuser des Neubaugebiets Landwasser, Wohnblocks und Hochhäuser in Landwasser Straßenbahnwagen mit der Aufschrift: "Jubiläums Quiz - 850 Jahre Freiburg - 70 Jahre Freiburger Straßenbahn". ZT: 05. Juni 1970 Oberbürgermeister Dr. Keidel OB in Amtszimmer (kurz). ZT: erhält grosses Bundes-Verdienstkreuz. Geladene Gäste begrüßen sich, v.E. Ansprache von Ministerpräsident Hans Filbinger (MP von 1966-1978), Filbinger und Dr. Keidel schütteln sich die Hand. Ansprache von OB Dr. Keidel, Gäste trinken Wein bei Stehempfang.

Métadonnées

N° support :  LFS 02297 1
Date :  1970
Coloration :  Couleur
Son :  Sonore
Durée :  00:06:25
Format original :  16 mm
Langue :  Allemand
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Identité, Traditions, Fêtes locales
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Dieser Film ist ein Ausschnitt aus dem langen Film von Helmut Eckert zum 850-jährigen Stadtjubiläum von Freiburg, den er mit seiner 16 mm-Kamera in Farbe gedreht und vertont hat. Hier geht es um zwei Ereignisse, die Uraufführung des Imagefilms „Freiburg. Ein Stadtporträt“ von Wolf Hart am 5. Juni 1970, der im Auftrag der Stadt entstand und die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes an Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel.

Der Regisseur Wolf Hart (1911-2002) war ein renommierter Kulturfilmemacher, der lange Zeit in Freiburg wohnte. Dort wuchs er auf und studierte Geschichte, Kunstgeschichte, Geographie und Sport und wurde eine führende Person im Sozialistischen Studentenbund. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erhielt er ein Studienverbot und landete beim Film. Er wurde Assistent bei dem anerkannten Kameramann Sepp Allgeier, der einige Bergfilme gestaltet hatte. Er assistierte Allgeier dann auch bei Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ (1935) und bei ihrem zweiteiligen „Olympia“ Film (1938). Sein Regiedebüt gab er mit dem kurzen Kulturfilm „Heide“ (1938). Nach Kriegsende erhielt er eine Drehlizenz der französischen Besatzungsbehörden und baute seine Produktionsfirma in Freiburg auf. In den 1950er Jahren wurden seine Filme mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter ein Bundesfilmpreis für „Bauhütte 63“ über die Restaurierung des Freiburger Münsters. Von daher lag es nahe, ihn mit dem Auftrag für einen Imagefilm zum Freiburger Stadtjubiläum zu betrauen. Es ist eine Liebeserklärung an die Stadt mit historischen Rückblicken, mit charmanter Schilderung des Alltags, seiner Lebensqualität sowie der Bedeutung der Universität, der Industrie und der Neubausiedlungen im Westen der Stadt.

Der Film von Helmut Eckert zeigt, wie OB Eugen Keidel mit seiner Frau zur Premiere in das Kino ‚Kurbel/Kamera‘ kommt; andere Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft fahren mit dem Auto vor. Insgesamt ein sehr gediegenes Publikum, bei den Männern dominieren dunkle Anzüge. Die ‚Kurbel‘ wurde 1949 als Anbau der Städtischen Bühnen mit über 1.000 Plätzen eröffnet. 1953 wurde es durch die ‚Kamera‘ mit 474 Plätzen ergänzt. Das Lichtspielhaus wurde 1994 geschlossen und dient heute als ‚Kleines Haus‘ des Theaters. Es folgen Bilder des Münsters und der Premierengäste, die das Kino verlassen. OB Keidel bedankt sich beim Regisseur Wolf Hart für seinen Film. Die Premiere fand im Rahmen des Stadtjubiläums statt, das auch mit Windspielen, Fahnentürmen und der Beflaggung der Hauptstraßen mit Wimpeln in der Stadt gefeiert wurde. Eine Werbung auf einer historischen Straßenbahn wirbt für ein Quiz zum Jubiläum und weist auf den 70. Geburtstag der Straßenbahnen in Freiburg hin, die 1900 startete.

Die Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes durch CDU-Ministerpräsident Hans Filbinger an Oberbürgermeister Dr. Eugen Keidel zeigt die nächste Sequenz. Sein Dienstzimmer ist für die Aufnahmen aufwändig ausgeleuchtet und Helmut Eckert ist mit seiner Kamera nah am Geschehen. Es hat sich ein erlauchter Kreis von Honoratioren zusammengefunden, überwiegend Männer in dunklen Anzügen. Die wenigen Damen haben schicke Kleidung an und sorgen für Farbpunkte. Ministerpräsident Filbinger überreicht am Vorabend des Festakts zum Stadtjubiläum dem Oberbürgermeister das Große Verdienstkreuz im Auftrag des Bundespräsidenten. Die Landesregierung hatte ihn für diese Ehrung vorgeschlagen und der Oberbürgermeister dankte auch im Namen der Bürger von Freiburg. Zum Abschluss wurde mit Wein angestoßen. Der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann, der am nächsten Tag zum Festakt ebenfalls nach Freiburg kam, was in einer anderen Sequenz dokumentiert ist, stand der Bedeutung der Bundesverdienstkreuze durchaus kritisch gegenüber. Er setzte sich dafür ein, starre gesellschaftliche Strukturen aufzubrechen und mehr Demokratie zu wagen. Bei einer Verleihung im Januar 1973 sagte er: „Es ist so gut wie unmöglich, eine überzeugende Gerechtigkeit in die Auszeichnung mit dem Verdienstorden zu bringen. Es gibt Bürger, die die Annahme eines Ordens, aus welchen Gründen auch immer, verweigern. Ihnen habe ich immer meinen Respekt bekundet“. Er schlug stattdessen vor, Bundesverdienstkreuze in offenen Kisten zur Selbstbedienung aufzustellen (Hoffmann, S. 123). Für die Stuttgarter Dokumentarabteilung des SDR drehte Roman Brodmann 1973 den provokativen Dokumentarfilm „Die ausgezeichneten Deutschen“.

Den Abschluss des Films bilden Aufnahmen des Neubaugebiets Landwasser im Westen der Stadt. Unter Oberbürgermeister Keidel expandierte die Stadt und die Einwohnerzahl wuchs. Deshalb beschloss der Gemeinderat 1964 ein Neubaugebiet in dem bis dahin sumpfigen Waldgebiet im Westen der Stadt zu errichten. Schon im Sommer 1966 konnten die ersten Mieter einziehen, im Februar 1968 konnte die 1.000 Wohnung bezogen werden. In Landwasser wohnten 1975 insgesamt 9.423 Bewohner und es entstand ein eigenes Stadtzentrum mit Einkaufzentrum, einem großen Schulzentrum, einem Marktplatz, einem Krankenhaus sowie einer katholischen und einer evangelischen Kirche. Helmut Eckert betont in seinem Kommentar, dass der Aufbau des neuen Stadtviertels vor allem auch ein Verdienst von Oberbürgermeister Eugen Keidel gewesen sei.

Kay Hoffmann

Personnages identifiés


Wolf Hart; Freiburger OB Dr. Eugen Keidel

Lieux ou monuments


Freiburg i.B.

Bibliographie


BINDNER, Anita. DVD „Freiburg im Breisgau. Der Film. Die Geschichte“, Haus des Dokumentarfilms 2011 mit Bonusfilm „Freiburg. Ein Stadtporträt“ von Wolf Hart; Details zu Wolf Hart: https://www.filmportal.de/person/wolf-hart_5497851e877c4cb19f7508e5e654df73; HOFFMANN, Kay. Zeichen der Zeit. Zur Geschichte der Stuttgarter Schule. TR-Verlagsunion. München 1996. S. 123



  1. Cette fiche est en cours de rédaction. À ce titre elle peut être inachevée et contenir des erreurs.