Frankreichfeldzug (LFS07498)


Avertissement[1]

Résumé


Kinderfest in Gaggenau 1912 mit Kindern, Musikkapellen und Motivwagen.

Description


Soldaten besichtigen das Straßburger Münster; Schwenk über die Stadt; Fahrtaufnahme aus dem Auto; Soldaten laden Fahrräder von einem Lastwagen; Soldat, im Hintergrund Brücke; Fahrt von Autos über eine Behelfsbrücke; Schwenk über kriegszerstörte Häuser; Schwenk durch Innenraum (dunkel); Raum mit beschlagnahmtem Hausrat; Soldat schleppt Nähmaschine; Soldaten beladen Lastwagen mit Hausrat (v.E.); TC: 10:12:01:17: Offizier und Soldaten vor einem Gebäude; L'Aubette, Place Kleber mit Denkmal von Jean-Baptiste Kleber; Schild <Beratungsstelle der NSDAP Abt. Mutter u. Kind>; Büro, Männer am Schreibtisch; Soldaten steigen in Auto ein; Schwenk durch Büro (dunkel); Schild <Heilstube>; Schwenk durch Raum mit Bett und Waschbecken; Soldaten mit Spaten gehen über Hof; Schild <Dienststelle der Feldpost No 33971>; Soldat als Wache am Eingang einer Fabrik; Soldaten mit Spaten; Männer mit entblößtem Oberkörper bei der Arbeit; Soldat streichelt Hund; Innenraum (dunkel). //

Métadonnées

N° support :  LFS07498
Date :  1940
Coloration :  Noir et blanc
Son :  Muet
Timecode :  00:05:15
Durée :  00:05:15
Format original :  16 mm
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Frontières, Guerre, Seconde Guerre mondiale : Occupation et annexion, Identité, Fêtes locales
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Im 19. Jahrhundert veränderte sich das Verhältnis der Familien zu den Kindern immens. Gab es in den Jahrhunderten vorher in der Regel eine Einheit von Wohnung und Arbeitsstätte, löste sich dies im 19. Jahrhundert mit der zunehmenden Industrialisierung auf. Es entwickelte sich die bürgerliche Gesellschaft mit Kleinfamilien. Die Geburtenrate sank, die Kinder erhielten einen anderen Status und wurden zunehmend verwöhnt. Diese besondere Bedeutung der Kinder in der Gesellschaft wird durch die Inszenierung des Kinderfestes in Gaggenau sehr deutlich, bei dem sie im Mittelpunkt stehen und gefeiert werden. Das Kinderfest mit Umzug in Gaggenau fand wohl 1903 zum ersten Mal statt. Veranstaltet wurde es jeden Sommer vom „Gewerbe-Gesangsvereins Gaggenau“, einer Sektion des 1874 vom Besitzer des Eisenwerks gegründeten Gewerbevereins. Zweck war die „Hebung, Förderung und Veredelung der heimischen Gewerbe und Industrie und der Lebensstellung der durch dieselben beschäftigten Arbeiter“. Der Verein entwickelte sich zu einer wichtigen Institution in Gaggenau mit einer Verzehnfachung der Mitgliederzahlen von 77 (1876) auf 750 (1924). Zum 90. Jubiläum 1964 heißt es zum Kinderfest: „Mit wieviel Liebe, Aufopferung und beinahe andächtigem Verständnis wurden zuerst die jeweiligen Laufgruppen der Kinder inszeniert, dann kleine Wägelchen jeder Art und jedes Gedankens erstellt und ausgeschmückt, bis sie in größeren Wagen mit Tiergespannen oder gar motorisiert die kindliche Anteilnahme und Begeisterung auslösten“.

Fichier:Gaggenau Fg 95 Kinderfest 1912
Úmzug Kinderfest Gaggenau 1912 (Foto: Stadtarchiv Gaggenau)

Dies macht deutlich, dass an der Tradition lange festgehalten wurde, denn genau so ist auch der Umzug 1912 gestaltet, der hier filmisch dokumentiert wird. Einem uniformierten Spielmannszug folgen gutgekleidete Kinder, meist mit Hüten und ‚Sommertagsstecken‘ (Stangen mit Brezeln) in der Hand. Danach kommen Motivwagen, die verschiedene Aspekte ansprechen wie „Zukunfts-Ehe“, „Dollarprinzessin“, „Waldandacht“, „Trompeter von Säckingen“, „Heimkehr von den Alpen“, „Schwarzwald“, „Der Waschfrau Freude“ oder „Volkslied“. Die Motivwagen erinnern nicht von ungefähr an Fasnachtsumzüge der Region. Dazwischen immer wieder Pferdekutschen mit Kindern. Weißgekleidete Mädchen halten ebenfalls Stöcke mit Brezeln und Blumenbögen (Springreifen). Der Umzug stößt auf großes Interesse. Am Straßenrand steht die Bevölkerung Spalier in dichten Reihen oder lehnt sich aus den Fenstern ihrer Häuser. Darunter sind viele Kinder, das heißt, nicht alle von ihnen sind aktiv beim Umzug dabei. Das Ereignis ist mit Stativ gedreht, da die Holzkameras zu der Zeit noch groß und schwer waren, das Bild ist sehr stabil. Die Einstellung bleibt gleich und lässt den Umzug an der Hauptstraße vorbeiziehen. Immer wieder muss eine neue Filmrolle ins Magazin eingelegt werden, so verpasst man einige Motive. In der Jubiläumsbroschüre zum 50. Stiftungsfest heißt es: „Während des unglücklichen Weltkrieges ruhte die Vereinstätigkeit. Es wurden 238 Mitglieder zum Heere oder zur Marine eingezogen, wovon 19 den Heldentod starben. (…) An Weihnachten 1915 wurden sämtliche Kinder, deren Väter im Felde standen, mit Wäsche und anderem versorgt. Außerdem wurden zu Anfang des Krieges Wohltätigkeitskonzerte zugunsten des Roten Kreuzes veranstaltet.“ Dieses Zitat verdeutlicht die wichtige soziale Funktion des Vereins, der sich um die Kinder der Mitglieder kümmerte. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum 1924 nahm der Gewerbe-Gesangsverein nach zehnjähriger Unterbrechung die Tradition wieder auf. Ein Inserat verspricht einen Umzug mit rund 100 Wagen und Gruppen, an dem nahezu 1.000 Kinder beteiligt sind. Sie ist nicht nur für die Gaggenauer attraktiv, sondern für die Bevölkerung des ganzen Murgtals. Der Umzug startet am Benzwerk und die Bevölkerung wird gebeten, die Häuser an der Strecke zu beflaggen. Neben Vergnügungen wie Karussells, Schießbuden und Waffelbäckereien auf der Festwiese gibt es einen Schaufensterwettbewerb der ortsansässigen Geschäfte, um die Auswärtigen von deren Qualitäten zu überzeugen. Das Kinderfest hat eine ökonomische Bedeutung erlangt, ganz im Sinne des Gewerbevereins und wird abends mit einem großen Feuerwerk abgeschlossen. Der örtliche Anzeiger berichtete am 24.6.1924 begeistert und versuchte vorhandene Kritiker zu überzeugen: „Wer der Veranstaltung etwas kritisch gegenüberstand, wird über sie heute außerordentlich befriedigt sein, ja es wäre lebhaft zu bedauern, wenn ein solches nunmehr volkstümlich gewordenes Fest als ein Stück Heimat verloren ginge.“ 1927 wurde der Kinderumzug um Wagen zur Gaggenauer Geschichte und Sagenwelt erweitert sowie um verschiedene badische Trachtengruppen und einer Darbietung mit Flugzeugen der Aero Lloyd. Die Tradition des Kinderfestes wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegriffen. Am 17.12.1947 erteilte das Gouvernement Militaire dem Gewerbe-Gesangsverein die Genehmigung zur Abhaltung einer Gründungsversammlung, und am 29.6.1951 erteilte das Landratsamt ihm die Genehmigung für einen Festumzug am 1.7.1951. Die Tradition des Kinderfestes wurde aufgegriffen und fortgeführt.

Kay Hoffmann

Lieux ou monuments


Strasbourg



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