Bauarbeiten am Rhein im alten Pionierhafen in Maxau (LFS07453)
Résumé
Contexte et analyse
Zunächst ist da die auf den ersten Blick malerische Rheinlandschaft mit den Wäldern im Hintergrund. Oder ist es ein Baggersee? Die Tradition der Landschaftsfotografie steht Pate, wenn der Fotograf Erich Bauer die Gegend am Rhein bei Karlsruhe filmt, um sich so den Bauarbeiten des neuen Ölhafens anzunähern, die Anfang der 1960er stattfanden. Der fotografische Blick und die genaue Komposition der Bilder bestimmt die Filmaufnahmen. Es ist noch nicht der fertige Filme. Szenen werden wiederholt. Immer wieder sind Klappen zu sehen und schlecht belichtetes Material. Es ist das Rohmaterial für einen Imagefilm zum Bau des Ölhafens. Er wurde am 23. April 1963 eröffnet.
Gleich die Schrifttafel zu Beginn verweist auf den professionellen Anspruch: „Filmherstellung Erich Bauer, Karlsruhe, Industrie- und Werbefotografie“. Geboren 1908, entstammt Erich Bauer einer Karlsruher Fotografendynastie. Bereits die Urgroßmutter hatte einst den badischen Großherzog Friedrich bei seiner Goldenen Hochzeit abgelichtet, seine Tochter porträtiert heute – wie ehemals der Vater – Familien, Paare, Studenten. Fotograf schon in der dritten Generation, gründete Bauer 1932 das nach seiner Schwester benannte „Atelier Leny“, das er bis 1982 führte. Nach 1933 dokumentierte er den Karlsruher Alltag unter dem NS-Regime. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Wehrmachtsfotograf in Russland eingesetzt, doch während des Fronturlaubs und eines Lazarettaufenthalts entstanden – manches Mal trotz offiziellen Fotografieverbots – auch Aufnahmen in Karlsruhe. In der Nachkriegszeit war Erich Bauer einer der wenigen Fotografen, die die Kriegszerstörung in Karlsruhe und später den Wiederaufbau fotografisch dokumentierten. Das Fotoatelier Bauer etablierte sich insbesondere in der Produkt- und Firmenwerbung und für Imagefilme – auch überregional.
Frachtschiffe bewegen sich langsam im Rheinwasser, wenn ein Schwenk den Karlsruher Hafen von der gegenüberliegenden Uferseite ins Bild holt. Wohnboote und die angelegten Schiffe vermitteln Atmosphäre, bevor das Bild in einer langen Einstellung ganz den vielen Lastwagen gehört. Aus Bodenhöhe aufgenommen, kommen die Laster aus dem Hintergrund oder von der Seite ins Bild und verlassen es nach und nach wieder, während sich vorne das Schilfgras im Wind wiegt. Erich Bauer filmt mit dem Blick des Fotografen. Er komponiert die einzelnen Einstellungen genau, vergleichbar den Auftragsarbeiten aus der Werbe- und Architekturfotografie. Er bringt ein subjektives Element in den Dokumentarfilm ein, dessen Selbstverständnis vom Anspruch auf Objektivität geprägt ist.
Einige Motive wiederholen sich, und die Wiederholung lässt mehr noch den fotografischen Blick hervortreten, der die ganze Fläche des Bildes bewusst in Szene setzt. Da ist mehrfach ein liegender Baumstamm im Vordergrund, zwischen dessen Windungen und Schatten erneut die Lastwagen auftauchen – bis hin zu einem Bild-im-Bild-Effekt. Erich Bauer war in seiner Architekturfotografie sachlich orientiert, doch die Arbeit an dem Dokumentarfilm stellt seine Flexibilität in der Herangehensweise unter Beweis. Er nähert sich den Bauarbeiten immer wieder mit Aufnahmen, die als Bilder erscheinen: Auch ein Dokumentarfilm zeigt keine objektiven Abbilder, sondern bringt das Sichtbare mit hervor, indem er es in diesem Fall bewusst mit den Gestaltungsmitteln der Fotografie präsentiert.
Der andere Blick des Fotografen ist etabliert, wenn nach mehr als einem Drittel des Films die Bauarbeiten am Rhein ins Zentrum rücken. Vermutlich handelt es sich um den Bau der Raffinerien und des Ölhafens. Nummerierte Szenen von der Bautätigkeit reihen sich aneinander, bewegen sich zwischen Sachlichkeit und Poesie. Das Dokumentarische fordert sein Recht, wenn ein Helmtaucher in eine geflutete Baugrube hinabgelassen wird, und dann die Arbeiter an der Luftpumpe zu sehen sind, die dem Taucher den Sauerstoff liefert. Ein künstlicher Wasserlauf zeigt sich dem Fotografen als Landschaft mit Wald im Hintergrund: Ein Kiesbagger tut sein Werk, und das Wasserrohr mit der Baggerschaufel daneben wird zu einer kleinen Studie visueller Effekte mit starken schwarz-weiß Kontrasten. Bauarbeiten hinterlassen Spuren auf der Erde, die immer wieder die Aufmerksamkeit des filmenden Fotografen auf sich ziehen: die Erdarbeiten einer Planierraupe, die Reifenspuren der hin- und herfahrenden Lastwägen oder der Boden bei einem Portalkran in der Totalaufnahme. Am Schluss steht wieder das Sachlich-Dokumentarische: Stahlplatten werden mit einer Maschine auf Maß geschnitten – zwei Nahaufnahmen, die erst noch ihren Platz im fertigen Film hätten finden sollen. Der Film verzichtet auf Aufnahmen der Eröffnung im Frühjahr 1963.
Der Fotograf Erich Bauer setzt filmische Bildräume in Szene, die ein subjektives Element hervorkehren, ohne dabei die Sachlichkeit des Dokumentarischen zu vernachlässigen. Sein Kameraauge lässt sich ein auf die Spuren des Wirklichen und setzt sie in Szene. So verweist er mit seinen Aufnahmen auch auf die Spuren des Bildermachens selbst in einem Film, der zugleich das „Material“ seines eigenen Entstehens vorführt.
Reiner BaderLieux ou monuments
Bibliographie
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