Lager Reichsarbeitsdienst Fällen Blutbuche (LFS00248 1)
Résumé
Description
ZT: R.A.D. Aufbau des neuen Lagers /
Im Wind flatternder Wimpel des Reichsarbeitsdienstes. / Blick auf Bauplatz, zwei Männer sieben Sand. Fundament / Balkenkonstruktion der Außen- und Zwischenwände Junge Männer beim Festnageln der Dielenbretter.
ZT: Fällen der Blutbuche beim Rathaus /
Mann mit Axt im Geäst. Fallender Ast. Seitenansicht des Rathauses mit Gedenkstein, Umgebung. Gefällter Baum.
Contexte et analyse
Das gut dreiminütige Fragment aus dem Film „Zeitspiegel Lahr 1936“ zeigt zwei Sujets, die nicht direkt zusammenhängen. Zum einen den Bau eines Lagers für den Reichsarbeitsdienst /RAD) und zum anderen die Fällung eines großen Baums am Rathaus in Lahr. Es gehört also zur Chronik, die im Auftrag der Stadt von Fotografen aus Lahr und Offenburg gedreht wurde und wichtige Ereignisse dokumentierte.
Im nationalsozialistischen System war der Reichsarbeitsdienst ab 1935 eine Organisation, in der junge Männer – erst mit Beginn des Zweiten Weltkriegs auch Frauen – zwischen 18 und 25 Jahren einen sechsmonatigen Arbeitsdienst leisten mussten. Der Wimpel mit der Nummer 272 verweist auf die RAD Abteilung „Winter-Steinen“, die nach dem Lahrer Oberbürgermeister Dr. Karl Winter benannt war. Auf der Wiese liegt Bekleidung schön gestapelt auf Haufen. Dann kommen zwei junge Männer mit bloßem Oberkörper ins Bild, die Sand sieben. Die nächste Einstellung zeigt das Fundament eines neuen Gebäudes. Bei dem anderen Gebäude sind die Betonplatten schon gelegt. Im Hintergrund beugen sich zwei Männer über einen Bauplan. Ein Mann mischt Zement mit Sand. Das Holzgerüst des Gebäudes ist errichtet. Zwei junge Männer steigen hoch und lassen sich einen Balken anreichen. Andere legen Platten auf das Fundament. Die Kamera schwenkt unruhig und versucht die Gesamtsituation zu erfassen. Im Vordergrund schraubt ein junger Mann die Bodenplatten fest, im Hintergrund werden die Platten am Holzgerüst fixiert. Der RAD diente der Disziplin durch paramilitärische Struktur und körperliche Ertüchtigung, wie die muskulösen Oberkörper der Männer auch zeigen. Ein Mann in kompletter RAD-Uniform mit Hakenkreuzarmbinde am linken Oberarm, Dolch und Schirmmütze läuft auf die Kamera zu.
Das zweite Sujet zeigt das Fällen einer alten Blutbuche am Rathaus Lahr. Die erste Einstellung ist unterbelichtet und zu dunkel. Die Kamera schwenkt nach oben, wo ein junger Mann mit einer Axt einen dicken Ast bearbeitet. Die Kamera schwenkt zurück nach unten, allerdings ist das Bild wieder zu dunkel. Dann kommt eine Handsäge zum Einsatz. Der Ast fällt herunter. Blick auf das Rathaus mit einem Gedenkstein. In einer sehr langen Eistellung ohne Schnitt schwenkt die Kamera vom Rathaus über den Park zu dem mächtigen, gefällten Baum. Die Wurzel ist ausgegraben. Ein Mann in Zivil mit Hut gibt Anweisungen. Details von dem gefällten Baum. Ein Mann schwingt die Axt, ein anderer den Pickel. Die Blutbuche ist eine Mutation der Rotbuche und ein beliebter Parkbaum. Die systematische Zucht und Ausbreitung erfolgte im 19. Jahrhundert.
Vorläufer des Arbeitsdienstes als Freiwilligendienst gab es bereits in der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus wurde er jedoch stärker ausgebaut. Den schwierigen Prozess der Einführung des RAD und die Machtspiele verschiedener Interessengruppen analysiert sehr gut der Historiker Wolfgang Benz in einem frühen Aufsatz (Benz 1968). Die jungen Männer erhielten im ganzen Reich einen Einheitslohn von 21 Reichsmark pro Woche; davon wurden jedoch nur 50 Pfennig am Tag ausgezahlt. Das übrige Geld wurde für Unterkunft, Essen, Bekleidung und Versicherung einbehalten. Eingesetzt wurden sie für körperlich schwere Arbeit wie Straßen- und Siedlungsbau, in Steinbrüchen, der Landwirtschaft und auch zum Bau des ‚Westwalls‘. Zum Symbol wurde der geschulterte Spaten, mit dem sie bei öffentlichen Veranstaltungen des Regimes aufmarschierten. Der ‚Reichskommissar für den Arbeitsdienst‘ Konstantin Hierl prägte schon 1934 den Begriff vom ‚Soldat der Arbeit“, was auf die enge Beziehung von Arbeitsmarkt und Aufrüstung verweist. Im selben Jahr wurde die Organisation dem Innenministerium unterstellt. Ab 1938 übernahm der RAD zunehmend Hilfsdienste für die Wehrmacht und wurde im Krieg zu Aufräumarbeiten und dem Wiederaufbau zerstörter Brücken und Straßen eingesetzt. Zudem sollte der RAD die NS-Ideologie einer ‚Volksgemeinschaft‘ in der Praxis umsetzen, wie dies Hierl in seinen Reden betonte: "Es gibt kein besseres Mittel, die soziale Zerklüftung, den Klassenhass und den Klassenhochmut zu überwinden, als wenn der Sohn des Fabrikdirektors und der junge Fabrikarbeiter, der junge Akademiker und der Bauernknecht im gleichen Rock, bei gleicher Kost den gleichen Dienst tun als Ehrendienst für das ihnen allen gemeinsame Volk und Vaterland" (Grüttner 1995, S. 227). Dagegen war die ökonomische Bedeutung des RAD wegen seiner mangelnden Produktivität gering, allerdings hatte es den Vorteil, dass die Männer nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftauchten. Der RAD bedeutete Kasernierung in einem Lager, wie in dem Filmfragment in Lahr berichtet wird. Ausgang in der dienstfreien Zeit war nur mit einer besonderen Erlaubnis möglich. Nach Ansicht von Adolf Hitler war der RAD in erster Linie dazu da, „seine Angehörigen zur nationalsozialistischen Weltanschauung zu erziehen“ (Benz 1968, S. 344). Die ökomische Bedeutung war für das NS-Regime zweitranging.
Lieux ou monuments
Bibliographie
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