Dorfalltag Weisweil (LFS01335)
Résumé
Description
Schwenk über eine Hausfassade. Schild: "Schönau/Kenzingen". Schwenk über eine Straße auf ein Haus mit der Aufschrift "Brauerei Baumgärtner".
Dorfstraßen, v.E. Pferdefuhrwerk (mit Heu beladen) auf der Straße, Schwenk auf Gasthaus. Dorfkirche. Menschen vor einem Haus mit der Aufschrift "Friseur". Pferdefuhrwerk und Lastwagen fahren vorbei. Dorfstraße. Schwenk von Bach auf eine Dorfstraße, Straße mit alten Häusern. Schwenk über zerfallenes Häuschen. Mit Heu beladenes Pferdefuhrwerk. Wartende Menschen vor einem Haus. Schwenk über Hausfassade mit Menschen in den Fenstern. Leute auf der Straße, ziehen Wagen über die Straße. Pferdekutschen und modernes Auto (US) auf der Straße.
TC: 10:06:00
Junge mit geschultertem Spaten. Menschen unterhalten sich auf der Straße. Frau fegt die Treppenstufen am Eingang eines Hauses. Wasser wird aus Brunnen in einen Eimer gepumpt. Frau mit Kind auf dem Arm. Junge vor einem Hühnerstall. Junge spielt an Badewanne in einem Innenhof. Alte Frau wäscht Wäsche in einem Waschzuber. Hühner. Frauen stehen vor Hauseingang. Kinder auf der Straße. Männer sägen Holz auf der Straße. Pferdefuhrwerk. Fachwerkhaus mit Pferdekutschen davor.
TC: 10:10:00
Mann beim Hämmern eines Metallteils. Wagen mit angespannter Kuh. Mann beim Flechten von Getreidehalmen. Junge pumpt Wasser aus einem Brunnen. / Kinder auf der Straße. Junge pumpt Fahrradreifen auf. Junge beim Handstand.
Contexte et analyse
Der Amateurfilm zeigt mit Szenen aus dem dörflichen Leben den Alltag in Weisweil in Südbaden, dessen Geschichte lange zurückreicht. Die Region Oberrhein ist bis heute links und rechts des Rheins von der Landwirtschaft geprägt.
Nach einem Schwenk über eine Hausfassade zeigt er Schilder an einer Straßenkreuzung mit den Entfernungen zu den Nachbarorten. Der Totale der Dorfstraße, an der ein modernes Auto geparkt ist, folgt ein 180 Grad-Schwenk auf ein Gebäude mit der Aufschrift ‚Brauerei Baumgärtner‘ und der Dorfstraße auf der anderen Seite, wo ebenfalls ein Auto geparkt ist und Menschen laufen, Jungen fahren Fahrrad, ein Paar steht vor einem Haus. Ein Frau läuft die Straße entlang und ein sehr moderner Wagen mit einem U.S. Schild kommt in den Blick. Die Filmemacher sind Gäste aus Amerika, die Weisweil besuchen und Eindrücke sammeln. Vielleicht kamen ihre Vorfahren aus dem Ort, denn es gab im 19. Jahrhundert eine große Auswanderung in die USA. Deshalb ist ihr Auto so präsent und Kontrast zum traditionellen Dorfalltag. So fährt ein Pferdefuhrwerk vorbei. Es ist eine sehr bewegte Handkamera und die Kameramänner, die man später auch im Film sehen wird, verzichten auf ein Stativ. Von daher sind die Aufnahmen etwas unruhig und zum Teil nicht richtig belichtet. Eine Totale zeigt die Fachwerkhäuser, Elektromasten und die Dorfkirche. Abgesprochen wirkt die Einstellung vor einem Friseurladen, vor dem die Familie aufgestellt ist und Personen aus den Fenstern schauen. Pferde-, Ochsengespanne und ein LKW mit Anhänger fahren durch das Bild. Deshalb wird das Haus noch einmal aus anderer Perspektive aufgenommen, was einen Schwenk über die Dorfstraße ermöglicht, wo ihr Auto mit geöffneter Fahrertür steht. Auch vom Bach schwenkt die Kamera auf die Dorfstraße mit Menschen und weiteren Alltagssituation wie einem mit Heu beladenen Pferdewagen. Unter einem Schusterschild versammeln sich verschiedene Generationen einer Familie. Männer vom Reicharbeitsdienst (RAD) in hellen Jacken ziehen einen Wagen per Hand. Ein junger Mann mit Spaten trägt die dunkle RAD-Uniform. Noch einmal wird die Gruppe vor dem Schusterladen gezeigt. Eine ältere Frau in Tracht löst sich und geht in ihren Hof, dort fängt sie an zu fegen. Mit der Hand wird Wasser in einen Eimer gepumpt. Eine junge Frau mit kleinem Jungen auf dem Arm sind nun im Hof. Der Junge wird von den Erwachsenen zu einer Wanne gelotst, der mit Wasser gefüllt ist; ein zweites Kind kommt hinzu. Eine alte Frau wäscht die Wäsche im Zuber. Ihr schauen die beiden Amerikaner zu. Der im dunklen Anzug fotografiert und zeigt in der nächsten Szene zwei Männern Bilder in der Hocke. Drei junge Frauen stehen in einer Tür und lachen. Ein Junge isst genüsslich ein Stück Kuchen. Männer sägen Balken zu, eine vollgeladene Pferdekutsche fährt vorbei. Die beiden Amerikaner unterhalten sich über einen Zaun und der Deutsche gibt ihnen eine Kamera zurück. Die beiden inszenieren eine Einstellung mit zwei Pferdewagen. Die nächsten Szenen zeigen Männer beim Hämmern eines Metallteils und flechten eines Seils aus Getreidehalmen. Zum Schluss gibt es noch einmal Aufnahmen von Kindern beim Wasserpumpen, beim Schulausflug mit Lehrer. Sie lachen in die Kamera.
Der Film stammt aus dem Sommer 1939. Die Nationalsozialisten sind bereits sechs Jahre an der Macht. Im September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Am 4. September findet die erste Evakuierung der Weisweiler Frauen und Kinder ins Württembergische statt. Ihre Rückkehr dauert bis zu sechs Wochen. Man sieht, es ist ein politisch dramatisches Jahr. Bis 1939 waren zwei Drittel der ca. 35.000 Juden, die 1933 in Baden und Württemberg gelebt hatten, ausgewandert. Am 22. Oktober 1940 leiteten Gauleiter Robert Wagner und Josef Bürckel, Gauleiter der Westmark, die ‚Wagner-Bürckel-Aktion‘ ein. Bei dieser Aktion wurden vor dem eigentlichen Holocaust ca. 6.000 badische Juden in das Lager Gurs in Südfrankreich verschleppt. Am 2. Mai 1940 fand wegen des Angriffs auf Frankreich die zweite Evakuierung statt. Am 15. Juni überquerten dann deutsche Truppen zwischen Breisach und Weisweil den Rhein. Der Amateurfilm wurde kurz vor der ersten Zwangsevakuierung gedreht. Die Dorfbewohner machen einen unbeschwerten Eindruck. Sie tätigen ihre Arbeit und lachen zusammen. Er zeigt ein idyllisches Landleben in einem schönen Fachwerkdorf. Weisweil ist bekannt für seinen bewaldeten Auenbereich. Dieser ist heute durchweg das Naturschutzgebiet ‚Wyhl-Weisweil‘, mit dem man die erhalten gebliebenen Altwasserläufe des Rheins mit ihrer zum Teil noch ursprünglichen Flora und Fauna bewahren will. Der Bau eines Kernkraftwerks in Wyhl konnte in den 1970er Jahren durch massive Proteste zum Glück verhindert werden. Die Gegend wird noch landwirtschaftlich genutzt. Trotz Kriegszerstörungen und abgeändertem Wiederaufbau konnte das Dorf manche Züge des einst von Fischern und Bauern bewohnten Haufendorfs bewahren, wozu die neuaufgebauten schmucken Fachwerkhäuser beitragen.
Julie LentzLieux ou monuments
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