Besuch Bundespräsident in Freiburg (LFS 02297 2)


Avertissement[1]

Résumé


Bundespräsident Gustav Heinemann besucht Freiburg, Übergabe des Fischerbrunnes auf dem Markplatz

Description


ZT: 06. Juni 1970 Der Bundespräsident beim Jubiläum.

Schwenk über sitzende Menschen auf einer Treppe, Polizisten unterhalten sich. Bundespräsident Gustav Heinemann (23.07.1899-07.07.1976, Bundespräsident von 1969-1974) nach dem Festakt im Stadttheater, läuft mit Begleitern auf der Straße. Daimler-Benz mit Fähnchen des Bundesadlers, steigt in Auto ein und fährt ab.

ZT: 6. Juni 1970 Übergabe des Fischbrunnens.

Brunnen vor dem Münster. Menschen sitzen am Brunnenrand. Blick vom Münsterturm auf Marktplatz. Blumen- und Gemüsestände auf dem Münsterplatz, Menschen kaufen ein.

Métadonnées

N° support :  LFS 02297 2
Date :  1970
Coloration :  Couleur
Son :  Sonore
Durée :  00:02:54
Format original :  16 mm
Langue :  Allemand
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Identité, Traditions, Fêtes locales
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Im Rahmen seines langen Films zum 850jährigen Stadtjubiläum dokumentierte Helmut Eckert mit seiner 16 mm Kamera auch den Besuch des Bundespräsidenten Gustav Heinemann in Freiburg am 6. Juni 1970 und die Übergabe des Fischbrunnens am selben Tag. Es ist ein Farbfilm mit Ton und der Kommentar gibt wichtige Hinweise auf das Geschehen. Zu sehen sind zunächst wartende Menschen und Polizisten vor dem Stadttheater, wo es einen Festakt zum Jubiläum gibt. Der langjährige Oberbürgermeister Eugen Keidel, der von 1962 bis 1982 im Amt war, tritt mit Bundespräsident Gustav Heinemann und Hans Filbinger, von 1966 bis zu seinem Rücktritt 1978 Ministerpräsident von Baden-Württemberg, aus dem Stadttheater. Sie laufen zusammen in einer Menschentraube zum Lokal ‚Alte Burse‘ beim Rathausplatz. Im Getümmel ist ein Mann zu erkennen mit einem Schild „Wählt Baden“. Dies bezieht sich auf eine Volksabstimmung, die am nächsten Tag, am 7. Juni 1970 durchgeführt wurde, ob Baden Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg bleiben soll. 82 Prozent sprachen sich für einen Verbleib aus. So wurde 18 Jahre nach Gründung des Bundeslandes 1952 der Zusammenschluss der beiden Landesteile von der Bevölkerung bestätigt. Denn damals hatten 62 Prozent der Südbadener dagegen gestimmt und wollten ein eigenes Land Baden. Dieser Widerstand gegen die Zusammenlegung wurde in der zweiten Volksabstimmung nicht bestätigt. Nach dem Spaziergang durch die Innenstadt, die von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern begleitet wird, wird der Staatswimpel mit Bundesadler am Mercedes des Bundespräsidenten gezeigt. Am nächsten Morgen kommen Oberbürgermeister Keidel und Bundespräsident Heinemann aus dem Colombi Hotel und steigen beide in seine Limousine mit Chauffeur. Der SPD-Politiker Gustav Heinemann (1899-1976) war in der Großen Koalition von CDU/CSU und SPD ab 1966 Justizminister. Im März 1969 erfolgte seine Wahl als Bundespräsident mit Stimmen der SPD und der FDP; er setzte sich im dritten wahlgang gegen den Kandidaten der CDU Gerhard Schröder durch. Seine Wahl galt als Vorzeichen für einen Machtwechsel, der ein halbes Jahr später durch die Wahl der sozialliberalen Koalition unter Kanzler Willy Brandt erfolgte. Dies galt als Einschnitt, denn die CDU/CSU hatte zwanzig Jahre die Politik in der Bundesrepublik bestimmt. Im Gegensatz zu seinem konservativen Vorgänger Heinrich Lübke verstand sich Heinemann als ein ‚Bürgerpräsident‘ und engagierte sich für sozial Benachteiligte, trat für das freiheitliche Erbe der deutschen Geschichte ein und befürwortete eine Aussöhnung der Deutschen mit den Nachbarstaaten. Schon bei seinem Amtsantritt sprach er davon, dass sich überall Autorität und Tradition Fragen nach ihrer Rechtfertigung gefallen lassen müssen. Er forderte ein mehr an Demokratie. Schon in den 1950er Jahren war er in der Friedensbewegung aktiv und ein Gegner des Aufbaus der Bundeswehr und der Atombewaffnung. Mit seinem Namen wurden einige Preise benannt und in Freiburg eine Schule und eine Straße. Der zweite Abschnitt des Films behandelt die Übergabe des Fischbrunnes an die Öffentlichkeit durch den Präsidenten der Industrie- und Handelskammer am selben Tag. Allerdings sieht man weder die Übergabe des Brunnens noch dem im Kommentar erwähnten Fackelzug der Freiburger Bürgerwehren. Unter Umständen war Helmut Eckert zu diesem Zeitpunkt noch mit dem Besuch des Bundespräsidenten beschäftigt. Deshalb zeigt er den Brunnen zunächst in einer Halbtotale, dann Details des Brunnens, der mitten auf dem markt steht. Es folgen Bilder vom Turm des Münsters und vom Marktleben, auf dem noch ältere Frauen ihre Produkte verkaufen. Der Fischbrunnen hat eine lange Geschichte. Gestaltet wurde er 1483 von dem Steinmetz Hans von Basel und stand zunächst auf der Kaiser-Joseph-Strasse mitten auf einer Kreuzung. Er diente als Marktbrunnen und die Fischhändler nutzen den Trog um ihre Ware frisch zu halten. 1616 erhielt er neue Brunnenfiguren. 1806 wechselte der Brunnen zum ersten Mal seinen Standort in die Kaiserstrasse, wor der Brunnentrog 1901 verkleinert wurde, da nun die Strassenbahn an ihm vorbei fuhr. Die Architekturteile wurden 1914 durch Kopien ersetzt und die Originale gingen ins Augustinermuseum. Wegen wachsendem Verkehr wurde der Brunnen 1938 abgebaut und im Historischen Kaufhaus eingelagert. Zum 850-jährigen Stadtjubiläum entschied man, den Fischbrunnen neben dem Münster wieder zu errichten, wo bis heute der Markt stattfindet. Der wurde während in der Französischen Besatzungszone auch auf einer Briefmarke gewürdigt.

Kay Hoffmann

Personnages identifiés


Bundespräsident Gustav Heinemann; Freiburger OB Dr. Eugen Keidel

Lieux ou monuments


Freiburg i.B.

Bibliographie


BECK, Rosemarie; MEINIG, Roland. Brunnen in Freiburg. Rombach Verlag, Freiburg 1991, S. 25–26; FLEMING, Thomas. Gustav W. Heinemann. Ein deutscher Citoyen. Klartext Verlag Essen 2013; KALCHTHALER, Peter: Freiburg und seine Bauten. Ein kunsthistorischer Stadtrundgang. Promo Verlag Freiburg 2006, S. 221; LINDEMANN,Helmut. Gustav Heinemann. Ein Leben für die Demokratie. Kösel-Verlag München 1986 (1. Auflage 1978); STERN, Carola. Zwei Christen in der Politik. Gustav Heinemann, Helmut Gollwitzer. Christian Kaiser Verlag München 1979.



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