Bau Philipps Brunnen (LFS01413 1) : Différence entre versions

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|Resume_de=Bau des Philippusbrunnen und anschließende Einweihung durch den Spender Senator Dr. Franz Burda.
 
|Resume_de=Bau des Philippusbrunnen und anschließende Einweihung durch den Spender Senator Dr. Franz Burda.
 
|Description_de=1955 wurde der Kirchplatz neu gestaltet. Anlässlich der Heimattage 1958  stiftete der Verleger Dr. Burda zu Ehren des Namenspatrons von Philippsburg, dem Heiligen Philippus einen Marktbrunnen, der auf dem neu gestalteten Kirchplatz errichtet wurde.
 
|Description_de=1955 wurde der Kirchplatz neu gestaltet. Anlässlich der Heimattage 1958  stiftete der Verleger Dr. Burda zu Ehren des Namenspatrons von Philippsburg, dem Heiligen Philippus einen Marktbrunnen, der auf dem neu gestalteten Kirchplatz errichtet wurde.
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|Contexte_et_analyse_de=Im Volksmund ist es der ‚Burda-Brunnen‘. Der Verleger und Medienunternehmer Dr. Franz Burda hatte es seiner Heimatstadt Phillipsburg möglich gemacht: Mit seiner Spende wurde auf der ‚kleinen Promenade‘ vor der Stadtkirche ein Brunnen errichtet. Die Bauarbeiten für den Philippsbrunnen – so der offizielle Name – begannen 1957, die Einweihung fand Ende April 1958 statt. Der Entwurf in fränkischem Kalkstein kam von dem Heidelberger Künstler Edzard Hobbing.
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Die Kamera fasst zunächst den Ort am Marktplatz ins Auge, schwenkt an den sonnenbeschienenen Fassaden entlang, bevor auf die Baustelle geschnitten wird, die im Schatten versinkt. Schon schwebt der erste Kalksteinblock mitten im Bild, und es sind nicht nur die am Bau Beteiligten, die die Aufmerksamkeit des Amateurfilmers auf sich ziehen – auch die Zuschauer, die immer mehr zu werden scheinen, gehören dazu. Der Brunnen wird schon während der Bauzeit zu einem Ereignis, das eine eigene Dramaturgie entwickelt. 
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Immer mehr Kalksteinblöcke und -platten kommen ins Bild, bis zwei Totalen das Ganze zeigen, die „Szene“, die der Bau geschaffen hat: die daliegenden Kalksteinteile mit den Leuten darum herum, die einen nur dastehend, die anderen im Gespräch. Eine Art Langzeitbeobachtung kommt in Gang, bei der die technische und soziale Seite des Ereignisses zusammengehören. Erstere nimmt nun konkrete Konturen an: Ein großer Block, der zur Mittelsäule gehört – oben prangt das Profil des Stifters –, wird in den Brunnenraum gehoben. Im Hintergrund erscheint das weiße Kirchenschiff, während sich ein Arbeiter auf einer Leiter an der Brunnensäule zu schaffen macht. Eine Aufnahme vom Platz lässt wieder die Schaulustigen sichtbar werden, einige davon mit Fotoapparat bewaffnet. Der Bau erweist sich als sozialer Magnet, als gesellschaftliches Ereignis.
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Dann steht die Figur des Heiligen Philippus im Bild. Die Aktion des Hochhievens der weißen Gestalt setzt sich nach und nach aus Schnitten zusammen, bis der Schutzpatron der Stadt schließlich auch ohne Baugerüst in den Herbsthimmel ragt und die Arbeit mit dem Brunnentrog und den Seitenteilen weiter gehen kann. Die Zeit wird vorangetrieben – ursprünglich war die Einweihung bereits für Dezember geplant –, und die vergehende Zeit verdichtet sich in den Impressionen vom Schauplatz, den die Kinder zu ihrem Spielplatz gemacht haben.
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Bald hat der Burda-Brunnen auch mit den Reliefs an den Seitenteilen, den Darstellungen aus der Stadtgeschichte, deutliche Konturen angenommen. Winterbilder schieben sich dazwischen und hüllen die Baustelle in eine poetische Atmosphäre – auch am Heiligen Phillippus ist Schnee hängen geblieben –, bevor die Handwerker in der Frühjahrssonne am Brunnen posieren. Die schnell geschnittenen Bilder – es wird gehämmert, gesägt und gewalzt – lassen erneut die drängende Zeit spürbar werden. Die zeitliche Dramaturgie hat einen Fluchtpunkt, die Einweihungsfeier, auf die nun die letzten Arbeiten, die Begrünung und die Feinarbeit am Brunnen, vorausdeuten.
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Flugzeuge mit Schriftfahnen kündigen das Ereignis an. Die Menschenmenge auf dem Marktplatz formt sich zu Gruppen und Linien, aus denen bald der Stifter, Franz Burda, in einer halbnahen Aufnahme hervorsticht. Ob es eine Kindergruppe ist, die Blaskapelle, die Kirchenvertreter oder einfach nur die vielen Menschen – im Film kehrt die Veranstaltung um so mehr den Aufführungscharakter hervor, der ihr als kulturelles Ereignis eigen ist. Der Marktplatz wird mit der Feier zur Szene, die sich auch in den künftigen Alltag des neugestalteten Platzes einschreibt. Der „Hauptdarsteller“, der Stifter Franz Burda, der gerade zum Ehrenbürger ernannt wurde, kommt immer wieder ins Bild, wie er mit Gattin in der ersten Reihe sitzt. Er ist in der Totalen zu sehen, wenn er zum Rednerpult geht, um  an den Marktplatz auch als Schauplatz großer Truppenparaden der Geschichte zu erinnern. Später, wenn sich nach und nach kleine Gesprächsgruppen abheben, bekommt er die Nahaufnahme, die dem Protagonisten zusteht.
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Der Philippsbrunnen taucht nach und nach auf zwischen der Menge der Menschen, bis er mit der Segnung durch den katholischen Pfarrer ins Zentrum rückt. Es folgt ein harter Schnitt – und die neue Szenerie erscheint im Alltag: Junge Frauen lehnen am Brunnenrand im Sonnenschein, Kinder tauchen auf, posieren für die Kamera. Die Ausnahmesituation der Einweihungsfeier und die Alltagssituation am Brunnen treten unscheinbar in Beziehung: Die Alltagsbilder fangen die ausgelassene Stimmung ein, die durch die Anwesenheit der Kamera befördert wird. Mit dem Auftritt der jungen Frauen kann die Szene als Szene sichtbar werden – die neue Bühne des Alltagslebens am Burda-Brunnen.
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Reiner Bader
 
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Version du 31 mars 2020 à 15:31


Avertissement[1]

Résumé


Bau des Philippusbrunnen und anschließende Einweihung durch den Spender Senator Dr. Franz Burda.

Description


1955 wurde der Kirchplatz neu gestaltet. Anlässlich der Heimattage 1958 stiftete der Verleger Dr. Burda zu Ehren des Namenspatrons von Philippsburg, dem Heiligen Philippus einen Marktbrunnen, der auf dem neu gestalteten Kirchplatz errichtet wurde.

Métadonnées

N° support :  LFS01413 1
Date :  1957
Coloration :  Couleur
Son :  Muet
Durée :  00:15:05
Format original :  8 mm
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Traditions, Fêtes locales
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Im Volksmund ist es der ‚Burda-Brunnen‘. Der Verleger und Medienunternehmer Dr. Franz Burda hatte es seiner Heimatstadt Phillipsburg möglich gemacht: Mit seiner Spende wurde auf der ‚kleinen Promenade‘ vor der Stadtkirche ein Brunnen errichtet. Die Bauarbeiten für den Philippsbrunnen – so der offizielle Name – begannen 1957, die Einweihung fand Ende April 1958 statt. Der Entwurf in fränkischem Kalkstein kam von dem Heidelberger Künstler Edzard Hobbing.

Die Kamera fasst zunächst den Ort am Marktplatz ins Auge, schwenkt an den sonnenbeschienenen Fassaden entlang, bevor auf die Baustelle geschnitten wird, die im Schatten versinkt. Schon schwebt der erste Kalksteinblock mitten im Bild, und es sind nicht nur die am Bau Beteiligten, die die Aufmerksamkeit des Amateurfilmers auf sich ziehen – auch die Zuschauer, die immer mehr zu werden scheinen, gehören dazu. Der Brunnen wird schon während der Bauzeit zu einem Ereignis, das eine eigene Dramaturgie entwickelt.

Immer mehr Kalksteinblöcke und -platten kommen ins Bild, bis zwei Totalen das Ganze zeigen, die „Szene“, die der Bau geschaffen hat: die daliegenden Kalksteinteile mit den Leuten darum herum, die einen nur dastehend, die anderen im Gespräch. Eine Art Langzeitbeobachtung kommt in Gang, bei der die technische und soziale Seite des Ereignisses zusammengehören. Erstere nimmt nun konkrete Konturen an: Ein großer Block, der zur Mittelsäule gehört – oben prangt das Profil des Stifters –, wird in den Brunnenraum gehoben. Im Hintergrund erscheint das weiße Kirchenschiff, während sich ein Arbeiter auf einer Leiter an der Brunnensäule zu schaffen macht. Eine Aufnahme vom Platz lässt wieder die Schaulustigen sichtbar werden, einige davon mit Fotoapparat bewaffnet. Der Bau erweist sich als sozialer Magnet, als gesellschaftliches Ereignis.

Dann steht die Figur des Heiligen Philippus im Bild. Die Aktion des Hochhievens der weißen Gestalt setzt sich nach und nach aus Schnitten zusammen, bis der Schutzpatron der Stadt schließlich auch ohne Baugerüst in den Herbsthimmel ragt und die Arbeit mit dem Brunnentrog und den Seitenteilen weiter gehen kann. Die Zeit wird vorangetrieben – ursprünglich war die Einweihung bereits für Dezember geplant –, und die vergehende Zeit verdichtet sich in den Impressionen vom Schauplatz, den die Kinder zu ihrem Spielplatz gemacht haben.

Bald hat der Burda-Brunnen auch mit den Reliefs an den Seitenteilen, den Darstellungen aus der Stadtgeschichte, deutliche Konturen angenommen. Winterbilder schieben sich dazwischen und hüllen die Baustelle in eine poetische Atmosphäre – auch am Heiligen Phillippus ist Schnee hängen geblieben –, bevor die Handwerker in der Frühjahrssonne am Brunnen posieren. Die schnell geschnittenen Bilder – es wird gehämmert, gesägt und gewalzt – lassen erneut die drängende Zeit spürbar werden. Die zeitliche Dramaturgie hat einen Fluchtpunkt, die Einweihungsfeier, auf die nun die letzten Arbeiten, die Begrünung und die Feinarbeit am Brunnen, vorausdeuten.

Flugzeuge mit Schriftfahnen kündigen das Ereignis an. Die Menschenmenge auf dem Marktplatz formt sich zu Gruppen und Linien, aus denen bald der Stifter, Franz Burda, in einer halbnahen Aufnahme hervorsticht. Ob es eine Kindergruppe ist, die Blaskapelle, die Kirchenvertreter oder einfach nur die vielen Menschen – im Film kehrt die Veranstaltung um so mehr den Aufführungscharakter hervor, der ihr als kulturelles Ereignis eigen ist. Der Marktplatz wird mit der Feier zur Szene, die sich auch in den künftigen Alltag des neugestalteten Platzes einschreibt. Der „Hauptdarsteller“, der Stifter Franz Burda, der gerade zum Ehrenbürger ernannt wurde, kommt immer wieder ins Bild, wie er mit Gattin in der ersten Reihe sitzt. Er ist in der Totalen zu sehen, wenn er zum Rednerpult geht, um an den Marktplatz auch als Schauplatz großer Truppenparaden der Geschichte zu erinnern. Später, wenn sich nach und nach kleine Gesprächsgruppen abheben, bekommt er die Nahaufnahme, die dem Protagonisten zusteht.

Der Philippsbrunnen taucht nach und nach auf zwischen der Menge der Menschen, bis er mit der Segnung durch den katholischen Pfarrer ins Zentrum rückt. Es folgt ein harter Schnitt – und die neue Szenerie erscheint im Alltag: Junge Frauen lehnen am Brunnenrand im Sonnenschein, Kinder tauchen auf, posieren für die Kamera. Die Ausnahmesituation der Einweihungsfeier und die Alltagssituation am Brunnen treten unscheinbar in Beziehung: Die Alltagsbilder fangen die ausgelassene Stimmung ein, die durch die Anwesenheit der Kamera befördert wird. Mit dem Auftritt der jungen Frauen kann die Szene als Szene sichtbar werden – die neue Bühne des Alltagslebens am Burda-Brunnen.

Reiner Bader

Personnages identifiés


Dr. Franz Burda



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