Bruchsal Franzoesische Flugblaetter


Avertissement[1]

Résumé


Ein Ballon mit französischen Flugblättern, dessen Mechanismus nicht ausgelöst hat, wird geborgen.

Métadonnées

N° support :  LFS 00462 4
Coloration :  Noir et blanc
Son :  Muet
Timecode :  00:02:05
Durée :  00:00:00
Format original :  16 mm
Genre :  Documentaire
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Der stumme 16 mm-Schwarzweißfilm mit einer Länge von rund zwei Minuten Länge wurde mit fünfzehn Einstellungen im November 1939 in Bruchsal gedreht. Die Einstellungen sind ruhig und gut gewählt, was einen professionellen Kameramann vermuten lässt, der im Auftrag der Stadt wichtige Ereignisse in Bruchsal dokumentierte. Der propagandistische Anfangstitel „Mit Flugblättern glaubten die Franzosen den Krieg zu gewinnen, November 1939“ beschreibt den Inhalt sehr gut. In der ersten Sequenz sieht man einen Ballon, der sich auf einem Hügel an einem Turm oder Verteidigungsstellung verfangen hat. Dann sieht man ihn in einer Detailaufnahme. Fünf Soldaten und ein Vertreter der NSDAP inspizieren den Flugblätterbehälter und deren Mechanismus genauer. Der Ballon mit dem noch intakten Flugblätterbehälter ist auf einer Wiese an einem Pfosten festgebunden. Die Soldaten, zwei Zivilisten – einer mit Gamsbart am Hut – und ein Polizist schauen sich den Zündmechanismus noch mal genauer an. Eine Nahaufnahme zeigt das Gehäuse, in dem sich eine Menge Flugblätter „Darum Krieg“ befinden. Ein Zivilist nimmt ein Flugblatt heraus. Anschließend zieht einer der Männer den noch intakten Sprengkörper aus dem Zündmechanismus und zeigt ihn der Kamera. Da er nicht gezündet ist, ist das gesamte Paket mit den Flugblättern bei Bruchsal gelandet. Einer der Soldaten schneidet mit einem Taschenmesser ein Loch in den Ballon, damit das Gas entweicht und sie den Ballon zusammenlegen können.

Der Titel zeigt, dass der Film sich gegen die französische Propagandamaßnahmen wendet. Die Datierung November 1939 verweist auf die Periode des Zweiten Weltkrieges, die Historiker heute als Periode des ‚Sitzkrieges‘ bezeichnen. Nach dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939, erklärten Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg. Der Zweite Weltkrieg begann. Bis zum 10. Mai 1940 gab es jedoch an der Westfront fast keine Kämpfe. Zu dem Zeitpunkt verfügte das französische Heer über neunzig Divisionen mit mehr als 2.700 Panzern. Allerdings beurteilte ihr Oberbefehlshaber Maurice Gamelin dies als nicht ausreichend gegen den deutschen Truppen. Außerdem hatte er Respekt vor dem ‚Westwall‘, einer deutschen Verteidigungsanlage, die unter anderem entlang des Oberrheins errichtet worden war. Gamelin hielt ihn für unüberwindbar. Die französischen Truppen konzentrierten sich stattdessen hinter der Maginot-Linie, um Frankreich zu verteidigen und warteten auf Unterstützung durch den britischen Partner.

Schon in Konflikten des 19. Jahrhunderts griff man auf Methoden der Propaganda zurück. Der ‚Sitzkrieg‘ (französisch.: ‚drôle de guerre‘, englisch: ‚phoney war‘), entlang der deutsch-französischen Grenze nahm eine spezielle Form an, nämlich die einer gegenseitigen Propaganda. Sowohl die Deutschen mit ihren Propaganda Kompanien (PK) als auch die Alliierten versuchten die Zivilbevölkerung zu beeinflussen und die gegnerische Kampfmoral zu stören. Zur PK gehörten sowohl Kameramänner der „Deutschen Wochenschau“ als auch Fotografen und Zeichner, sowie Spezialisten zur Betreuung der Truppen mit Medien als auch der Propaganda in besetzten Gebieten. Es gab eine enge Kooperation zwischen den französischen und den britischen Propagandadiensten und vielfältige Formen der Beeinflussung. Wenn zwei Armeen sich nicht allzuweit voneinander entfernt befanden, konnte man Plakate, Lautsprecherdurchsagen und Flugblätter einsetzen. Zusätzlich wurden Radiosendungen sowie Filmaufnahmen dazu genutzt, die eigene Bevölkerung zu mobilisieren und den Gegner zu verunsichern. Beispielsweise wurde an Ballons, wie sie im Film zu sehen sind, eine Art Gehäuse befestigt, in welches man eine große Menge Propagandaflugblätter stecken konnte. Über einen Zündmechanismus sollte das Gestell geöffnet werden und die Flugblätter über einem bestimmten Gebiet verteilt werden. Versagte dieser Mechanismus, landete das Gesamtpaket irgendwo in ‚feindlichem‘ Gebiet.

In „Bruchsal Französische Flugblätter 1939“, erkennt man französische Flugblätter mit dem Titel ‚Darum Krieg. Für Deutschland vergeblicher Krieg‘. Das Antiquariat Frank Albrecht beschreibt den Inhalt dieser Flugblätter mit folgenden Worten: „Der Innenteil zeigt [...] in Wort und Bild die Kriegsstärke der französischen und englischen Armee, Marine und Luftwaffe und fragt, warum einen Krieg beginnen, den man gar nicht gewinnen kann. Die beiden Fotomontagen gehen insgesamt über fünf Seiten“. Im Film falten deutschen Soldaten den Ballon zusammen. Vielleicht wollen sie ihn sogar wiederverwenden, was während des gesamten Kriegs auf beiden Seiten üblich war, da die kriegerischen Auseinandersetzungen zu einem akuten Rohstoff- und Nahrungsmittelmangel auf beiden Seiten führten.

Cédric Carvalho

Bibliographie


ALBRECHT, FRANK. Antiquariatskatalog Nr. 45. Das 20. Jahrhundert. Propaganda und andere Neueingänge. https://www.antiquariat.com/antiquariat/kat/20072.pdf. p. 4. (Abruf 15.5.2020); HOFFMANN, KAY. ‚Kämpfer und Künder. Die Propagandakompanien. In: Zimmermann, Peter; Hoffmann, Kay (Hg.). Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. Band 3 ‚Drittes Reich‘ 1933-1945. Stuttgart. Reclam 2005. p. 649-662; SCRIBA, ARNULF.Der „Sitzkrieg“ an der deutsch-französischen Grenze, Lebendiges Museum online, https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/sitzkrieg-193940.html (Abruf 15.5.2020); WILLIAMS, MAUDE. De la propagande au front au front de propagande, XVIIIe - XXIe siècles“, Encyclopédie pour une histoire nouvelle de l'Europe, https://ehne.fr/article/guerres-et-traces-de-guerre/fronts-de-guerre/de-la-propagande-au-front-au-front-de-propagande (Abruf 15.5.2020); WILLIAMS, MAUDE. Guerre de mots et d’image : propagande, communication et rumeurs lors des évacuations de la région frontalière (1939-1940). In: Exils intérieurs. Les évacuations à la frontière franco-allemande (1939-1940), Paris. PUPS 2017. https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-01740487 (Abruf 15.5.2020); WILLIAMS, MAUDE. La coopération franco-britannique en matière de propagande chez l’ennemi (1939-1940). In: Relations internationales. Paris. Presses Universitaires de France 2015, p.45-62. https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-01740490 (Abruf 15.5.2020)



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