Bruchsal NS-Kreistag : Différence entre versions

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|thematique=Second World War : prewar
 
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|Resume_de=Kreistag der NSDAP in Bruchsal 1938
 
|Resume_de=Kreistag der NSDAP in Bruchsal 1938
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|Contexte_et_analyse_de=In dem stummen Schwarzweißfilm im 16mm-Format wird der erste NS-Kreistag in Bruchsal dokumentiert, der zwischen dem 25. und 27. Juni 1938 stattfand. Es wird deutlich, wie die Nationalsozialisten den öffentlichen Raum der Stadt für ihre Inszenierungen nutzten. Dies diente der Demonstration von Macht und unterstrich die führende Rolle der Partei: „Die Stadt glich einem Meer von Hakenkreuzfahnen, das Straßenbild war beherrscht von Girlanden und Spruchbändern“ (Walter 2010, S. 19).
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Der Film beginnt mit dem Logo des Filmherstellers Agfa und der Jahreszahl 1938. Die erste Szene startet mit dem Blick auf einen Torbogen vor einem Haus mit dem Schild „Kreistag Bruchsal“, über dem ein Reichsadler mit Hakenkreuz und Hakenkreuzfahnen thront. Es folgt die Aufnahme eines mit NS-Symbolen reich geschmückten Gebäudes mit Hakenkreuzfahnen davor. Die Kamera schwenkt nach rechts, wo ein SA-Musikkorps die Straße vor dem ‚Gasthof zum Krokodil‘ lang marschiert. Die nächste Sequenz zeigt eine ebenfalls pompös geschmückte Einkaufsstraße und im Hintergrund kann man die barocke Pfarrkirche St. Peter erkennen. Die Kamera schwenkt das Motiv mit spielenden Kindern an einem Brunnen mehrmals ab. Vier SA-Männer laufen auf den Brunnen und die Kamera zu. Ein offener LKW mit Uniformierten und Anhängern mit Material fährt an geparkten Autos vorbei. Szenenwechsel: Eine Gruppe vom Bund Deutscher Mädel (BDM) steht in Reih und Glied vor einem reich geschmückten Gebäude, über dessen Eingang ein Porträt von Adolf Hitler hängt. Sie hören die Ansprache eines NS-Funktionärs. Die nächste Einstellung zeigt ein mit Hakenkreuzfahnen geschmücktes Rondell mit einem alten Mann und einem Kind, das eine Puppe im Arm hat. Uniformierte und ein Mann in Zivil warten im nächsten Bild auf Einlass in ein geschmücktes Gebäude. NS-Funktionäre kommen mit dem Auto und gehen ebenfalls in das Gebäude, in dem wohl eine Veranstaltung des Kreistags stattfindet.
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Die darauffolgenden Szenen sind im Innenhof des Bruchsaler Schlosses gedreht und umfassen mit über drei Minuten mehr als die Hälfte des Films. Laut Programmheft handelt es sich um den „SA-Appell der Standarte 250 im Ehrenhof des Schlosses“, der am Sonntag, 26. Juni um 10 Uhr stattfand. Die SA-Trupps marschieren mit Hakenkreuz-Standarten auf und werden von SA-Funktionären, die etwas erhöht auf Treppenstufen des Schlosses stehen, mit dem Hitlergruß empfangen. Nach Abschreiten der aufmarschierten SA-Trupps hält ein Funktionär eine Ansprache. Neben ihm stehen Militärs und in Zivil der stellvertretende Bürgermeister Gebhard Hund. Der SA-Aufmarsch wird dazu genutzt, das SA-Sportabzeichen an 140 Männer zu verleihen, wie es das Programmheft notiert (siehe Film „Karlsruher Sportfest“). In einer Großaufnahme ist die SA-Standarte ‚Kraichgau‘ zu sehen. Zum Abschluss schwenkt die Kamera über die singenden Menschen, die ihre Arme zum Hitlergruß erhoben haben. Mit einem SA-Musikkorps vorneweg marschieren die SA-Abteilungen und die ausgezeichneten Sportler ab und an der Kamera vorbei.
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Die Bruchsaler Ortsgruppe der NSDAP wurde bereits am 5. August 1925 gegründet. In den Reichstagswahlen 1930 konnte sie sich als zweitstärkste Partei in Bruchsal etablieren. 1938 war ein Jahr des wirtschaftlichen und sozialen Aufschwungs – die Erfolge wurden Hitler zugeschrieben. Der Kreistag in Bruchsal wurde entsprechend pompös inszeniert. In der Programmbroschüre schrieb NSDAP-Kreisleiter Emil Epp: „Unser erster Kreistag soll unserer gesamten Bevölkerung gegenüber ein einziger Rechenschaftsbericht sein über die hinter uns liegenden Jahre des Aufbaues. Es war ein langer, steiniger Weg, der heute als glatte Straße vor uns liegt, umso stolzer dürfen wir aber auch auf diese Tage zurückblicken. Die Leistungsschau wird uns allen Wertmesser für das bisher Geleistete und gleichzeitig Ansporn für unsere Zukunftsarbeit sein.“
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Am Samstag, 25. Juni, wurden der Kreistag und die Leistungsschau um 10 Uhr von Epp in der Bruchsaler Jahnturnhalle eröffnet. Um 16 Uhr tagte die Führerschaft des Kreises Bruchsal im großen Saal des ‚Bürgerhof‘. Zum Abschluss erfolgte um 20 Uhr eine Festaufführung der Badischen Bühne im großen Bürgerhofsaal, wobei es sich um das Schauspiel „Der 18. Oktober“ von Walter Erich Schäfer handelte, das die Zeit des deutschen Befreiungskriegs von Napoleon 1813 behandelt.
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Der Sonntag begann mit dem „Großen Wecken“, auf den ein Appell der politischen Leiter im Maifeld vor der Reichpost folgte. Danach begannen zeitgleich sechzehn verschiedene Arbeitstagungen. Um 10 Uhr fand der Appell der ‚SA-Standarte 250‘ statt, den der Film dokumentiert. Um 11.15 Uhr wurde die Morgenfeier der NSDAP abgehalten, bei der die Fahnen der Deutschen Arbeitsfront auf dem Maifeld vor der Reichspost geweiht wurden (siehe Farbfilm „Bruchsal NS-Ansprache“). Ab 11.30 Uhr erfolgte die Essensausgabe auf dem Hof der Gewerbeschule. Ab 13.30 Uhr fand eine Großkundgebung auf dem Maifeld statt, gefolgt von einem ‚Propagandamarsch‘ durch Bruchsal. Danach startete das Volksfest auf dem Turnvereins- und Kastanienplatz. Einen Höhepunkt stellte das Kunstfliegen des NS-Fliegerkorps dar. Am Abend wurde in allen Lokalen getanzt, bevor das Lichtfest der Stadt Bruchsal den offiziellen Abschluss des Veranstaltungstags bildete.
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Elaine Kohler
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|Bibliographie=BRÄUNCHE, Ernst Otto, Die NSDAP in Baden 1928-1933 – Der Weg zur Macht. In: SCHNABEL, Thomas (Hg.), Die Machtergreifung in Südwestdeutschland. Das Ende der Weimarer Republik in Baden und Württemberg 1928-1933. Kohlhammer. Stuttgart 1982; HAUS, Alexia Kira, Bruchsal und der Nationalsozialismus. Geschichte einer nordbadischen Stadt in den Jahren 198-1940. verlag regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2001; STADTARCHIV BRUCHSAL, Kreistag der NSDAP, Bruchsal, Bestand A 111/3: Programmbroschüre „Kreistag der NSDAP Bruchsal 25.-27. Juni 1938“; Broschüre „Führer durch die Leistungsschau des Kreises Bruchsal“; WALTER, Hermann, Der Griff in die Seele – Erinnerungen an eine Kindheit in Bruchsal während der Zeit des Nationalsozialismus. verlag regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2010.
 
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Version du 29 janvier 2021 à 12:44


Avertissement[1]

Résumé


Kreistag der NSDAP in Bruchsal 1938

Métadonnées

N° support :  LFS 00462 9
Date :  1938
Coloration :  Noir et blanc
Son :  Muet
Timecode :  00:04:47
Durée :  00:00:00
Format original :  16 mm
Genre :  Documentaire
Thématiques :  Seconde Guerre mondiale : avant-guerre
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


In dem stummen Schwarzweißfilm im 16mm-Format wird der erste NS-Kreistag in Bruchsal dokumentiert, der zwischen dem 25. und 27. Juni 1938 stattfand. Es wird deutlich, wie die Nationalsozialisten den öffentlichen Raum der Stadt für ihre Inszenierungen nutzten. Dies diente der Demonstration von Macht und unterstrich die führende Rolle der Partei: „Die Stadt glich einem Meer von Hakenkreuzfahnen, das Straßenbild war beherrscht von Girlanden und Spruchbändern“ (Walter 2010, S. 19).

Der Film beginnt mit dem Logo des Filmherstellers Agfa und der Jahreszahl 1938. Die erste Szene startet mit dem Blick auf einen Torbogen vor einem Haus mit dem Schild „Kreistag Bruchsal“, über dem ein Reichsadler mit Hakenkreuz und Hakenkreuzfahnen thront. Es folgt die Aufnahme eines mit NS-Symbolen reich geschmückten Gebäudes mit Hakenkreuzfahnen davor. Die Kamera schwenkt nach rechts, wo ein SA-Musikkorps die Straße vor dem ‚Gasthof zum Krokodil‘ lang marschiert. Die nächste Sequenz zeigt eine ebenfalls pompös geschmückte Einkaufsstraße und im Hintergrund kann man die barocke Pfarrkirche St. Peter erkennen. Die Kamera schwenkt das Motiv mit spielenden Kindern an einem Brunnen mehrmals ab. Vier SA-Männer laufen auf den Brunnen und die Kamera zu. Ein offener LKW mit Uniformierten und Anhängern mit Material fährt an geparkten Autos vorbei. Szenenwechsel: Eine Gruppe vom Bund Deutscher Mädel (BDM) steht in Reih und Glied vor einem reich geschmückten Gebäude, über dessen Eingang ein Porträt von Adolf Hitler hängt. Sie hören die Ansprache eines NS-Funktionärs. Die nächste Einstellung zeigt ein mit Hakenkreuzfahnen geschmücktes Rondell mit einem alten Mann und einem Kind, das eine Puppe im Arm hat. Uniformierte und ein Mann in Zivil warten im nächsten Bild auf Einlass in ein geschmücktes Gebäude. NS-Funktionäre kommen mit dem Auto und gehen ebenfalls in das Gebäude, in dem wohl eine Veranstaltung des Kreistags stattfindet.

Die darauffolgenden Szenen sind im Innenhof des Bruchsaler Schlosses gedreht und umfassen mit über drei Minuten mehr als die Hälfte des Films. Laut Programmheft handelt es sich um den „SA-Appell der Standarte 250 im Ehrenhof des Schlosses“, der am Sonntag, 26. Juni um 10 Uhr stattfand. Die SA-Trupps marschieren mit Hakenkreuz-Standarten auf und werden von SA-Funktionären, die etwas erhöht auf Treppenstufen des Schlosses stehen, mit dem Hitlergruß empfangen. Nach Abschreiten der aufmarschierten SA-Trupps hält ein Funktionär eine Ansprache. Neben ihm stehen Militärs und in Zivil der stellvertretende Bürgermeister Gebhard Hund. Der SA-Aufmarsch wird dazu genutzt, das SA-Sportabzeichen an 140 Männer zu verleihen, wie es das Programmheft notiert (siehe Film „Karlsruher Sportfest“). In einer Großaufnahme ist die SA-Standarte ‚Kraichgau‘ zu sehen. Zum Abschluss schwenkt die Kamera über die singenden Menschen, die ihre Arme zum Hitlergruß erhoben haben. Mit einem SA-Musikkorps vorneweg marschieren die SA-Abteilungen und die ausgezeichneten Sportler ab und an der Kamera vorbei.

Die Bruchsaler Ortsgruppe der NSDAP wurde bereits am 5. August 1925 gegründet. In den Reichstagswahlen 1930 konnte sie sich als zweitstärkste Partei in Bruchsal etablieren. 1938 war ein Jahr des wirtschaftlichen und sozialen Aufschwungs – die Erfolge wurden Hitler zugeschrieben. Der Kreistag in Bruchsal wurde entsprechend pompös inszeniert. In der Programmbroschüre schrieb NSDAP-Kreisleiter Emil Epp: „Unser erster Kreistag soll unserer gesamten Bevölkerung gegenüber ein einziger Rechenschaftsbericht sein über die hinter uns liegenden Jahre des Aufbaues. Es war ein langer, steiniger Weg, der heute als glatte Straße vor uns liegt, umso stolzer dürfen wir aber auch auf diese Tage zurückblicken. Die Leistungsschau wird uns allen Wertmesser für das bisher Geleistete und gleichzeitig Ansporn für unsere Zukunftsarbeit sein.“

Am Samstag, 25. Juni, wurden der Kreistag und die Leistungsschau um 10 Uhr von Epp in der Bruchsaler Jahnturnhalle eröffnet. Um 16 Uhr tagte die Führerschaft des Kreises Bruchsal im großen Saal des ‚Bürgerhof‘. Zum Abschluss erfolgte um 20 Uhr eine Festaufführung der Badischen Bühne im großen Bürgerhofsaal, wobei es sich um das Schauspiel „Der 18. Oktober“ von Walter Erich Schäfer handelte, das die Zeit des deutschen Befreiungskriegs von Napoleon 1813 behandelt.

Der Sonntag begann mit dem „Großen Wecken“, auf den ein Appell der politischen Leiter im Maifeld vor der Reichpost folgte. Danach begannen zeitgleich sechzehn verschiedene Arbeitstagungen. Um 10 Uhr fand der Appell der ‚SA-Standarte 250‘ statt, den der Film dokumentiert. Um 11.15 Uhr wurde die Morgenfeier der NSDAP abgehalten, bei der die Fahnen der Deutschen Arbeitsfront auf dem Maifeld vor der Reichspost geweiht wurden (siehe Farbfilm „Bruchsal NS-Ansprache“). Ab 11.30 Uhr erfolgte die Essensausgabe auf dem Hof der Gewerbeschule. Ab 13.30 Uhr fand eine Großkundgebung auf dem Maifeld statt, gefolgt von einem ‚Propagandamarsch‘ durch Bruchsal. Danach startete das Volksfest auf dem Turnvereins- und Kastanienplatz. Einen Höhepunkt stellte das Kunstfliegen des NS-Fliegerkorps dar. Am Abend wurde in allen Lokalen getanzt, bevor das Lichtfest der Stadt Bruchsal den offiziellen Abschluss des Veranstaltungstags bildete.

Elaine Kohler

Lieux ou monuments


Bruchsal

Bibliographie


BRÄUNCHE, Ernst Otto, Die NSDAP in Baden 1928-1933 – Der Weg zur Macht. In: SCHNABEL, Thomas (Hg.), Die Machtergreifung in Südwestdeutschland. Das Ende der Weimarer Republik in Baden und Württemberg 1928-1933. Kohlhammer. Stuttgart 1982; HAUS, Alexia Kira, Bruchsal und der Nationalsozialismus. Geschichte einer nordbadischen Stadt in den Jahren 198-1940. verlag regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2001; STADTARCHIV BRUCHSAL, Kreistag der NSDAP, Bruchsal, Bestand A 111/3: Programmbroschüre „Kreistag der NSDAP Bruchsal 25.-27. Juni 1938“; Broschüre „Führer durch die Leistungsschau des Kreises Bruchsal“; WALTER, Hermann, Der Griff in die Seele – Erinnerungen an eine Kindheit in Bruchsal während der Zeit des Nationalsozialismus. verlag regionalkultur. Ubstadt-Weiher 2010.



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