Valeurs de page pour « Fasnachstumzug (LFS00246) »

Valeur de "Sequences"

titreFasnachtsumzug
sous_titre
videoLFS_000246
dateDebut1939
dateFin1939
annee1,939
duree546
genreDocumentaire
format_original16 mm
colorationNoir_et_blanc
sonMuet
langue
realisateurs
droitsLandesfilmsammlung BW
lieuTournage48.33971, 7.87274
fondsLandesfilmsammlung BW
pieces_jointes
evenements_filmes_ou_en_lienFasnachtsumzug Lahr
personnages_identifies
lieux_ou_monumentsLahr
etatNon-Non
institution_dorigineHaus des Dokumentarfilms
thematiqueSecond World War : prewar Carnival
idSupportLFS00246
timecode0
apercu
LFS00246_Fasnacht.jpg
resumefr
resumedeFasnachtsumzug in Lahr am 19.2.1939 mit anti-semitischen Motiven
resumeenCarnival parade in Lahr on February 19, 1939 with anti-Semitic motifs
descriptionfr
descriptionde
descriptionen
contextefr
contextedeDie Fasnacht in Lahr hat eine Tradition, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Da der Ort überwiegend evangelisch ist, war die Fasnacht am Anfang des 20. Jahrhunderts sogar verboten. Wie in anderen Orten wurde erst in den 1930er Jahren die ‚Lahrer Fasentzunft‘ gegründet. Sie gehörte zum Verband Oberrheinischer Narrenzünfte, der seit dem 7. März 1937 in Freiburg bestand. 1937 gab es einen Umzug in Lahr, der filmisch dokumentiert wurde („Sport und Fasnacht“). Die Aufnahmen des Umzugs am Sonntag, 19. Februar 1939 entstanden an verschiedenen Orten. Die beteiligten Gruppen und Wagen werden wiederholt gezeigt. Auf den ersten Blick gibt sich der Umzug bei regnerischem und windigem Wetter international. Gleich das erste Bild zeigt eine Musikgruppe, mit schwarzen Sturmmützen als schwarze Musiker verkleidet, eine Akkordeongruppe als Spanier. Im Zug zu sehen ist ein Elefant aus Stoff, begleitet von einem Mann mit Turban. In einer Einstellung ist zu erkennen, dass auf dem Elefanten eine Frau thront. Es soll sich wohl um Königin Victoria von England (1819-1901) handeln, die den Titel der ‚Kaiserin von Indien‘ führte. Jugendliche laufen als Cowboys und Indianer. Eine Gruppe Blau-Weiß hat sich mit riesigen Kindsköpfen verkleidet. Neben einer Gruppe ‚Grusilochzottli‘, der Symbolfigur der Zunft, marschiert die Bürgermiliz Lahr mit, schon 1831 gegründet und der Fasnacht eng verbunden. Eine Gruppe junger Damen mit Fahnen in glänzenden Uniformen gehören wohl zur Fasentzunft, denn sie sind auch auf dem Wagen des Elferrats unter Leitung des Zunftmeisters Fritz Holweg vertreten. Die Stadtverwaltung Lahr präsentiert sich mit einem Motivwagen „Pflegt altes Brauchtum“, andere Motivwagen handeln von öffentlichen Toiletten am Storchenturm oder vom Orientexpress mit Speise- und Schlafwagen. Am Ende des Films verteilen die Honoratioren Brötchen und Würstchen an Kinder. [[Fichier:Fasnachtsumzug_Lahr_10 (2).JPG|vignette|Antisemitische Hetze beim Umzug in Lahr]] Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass dieser Umzug keineswegs nur das übliche Vergnügen bietet. Es gibt zwei Wagen, die mit ihrer politischen Botschaft eindeutig anti-semitisch sind. Ein Mann mit schwarzem Gesicht und schwarzen Händen trägt ein Schild, das er hin und her dreht. Auf der Vorderseite steht "Neger König Roosevelt“, auf der Rückseite „liebt die Juden aus der ganzen Welt". An dem Wagen selbst sind zwei Karikaturen von Juden aufgemalt. Beim linken Kopf steht "Das auserwählte Volk", beim rechten LaGuardia, der damalige Oberbürgermeister von New York. Er beschuldigte das NS-Regime bei einer Rede vor der Frauenorganisation des Jüdischen Kongresses in den USA schon 1937, „den Weltfrieden zu zerstören“ (Frankfurter Zeitung, 5.3.1937) und wurde deshalb zur Hassfigur in der deutschen Presse. Der Republikaner wurde als Kommunist, Jude und Feind Deutschlands diffamiert. Der als Flugzeug gestaltete Wagen nimmt Bezug zum Spanischen Bürgerkrieg. Die Lahrer Zeitung kommentiert: „Das politische Gaukel-Dreigestirn Stalin – Roosevelt – Negrin – das nur zu Spaniens Wohl Bomben und Granaten schicken, und als Friedensengel holde Weisen singen können wie ‚leise flehen meine Lieder – Abessinien kehrt nie wieder‘ – ja, ja die Gruppe fand vollstes Verständnis“ (LZ, 20.2.1939). Es ist der Versuch der NS-Propaganda, die eigenen Bombenangriffe z.B. auf Guernica anderen in die Schuhe zu schieben; die USA waren im Spanischen Bürgerkrieg überhaupt nicht beteiligt. [[Fichier:Fasnachtsumzug_Lahr_4 (2).JPG|vignette|Dieser Wagen bezichtigt den zweisprachigen Sender Strasbourg der Lüge]] Bei dem anderen Motiv handelt es sich um ein Haus, auf dem vorne unter einem Pentagramm der Satz "Welle 349,5 Sender Radio Strasbourg" und unten der leider nicht ganz lesbare Spruch "Lügen ist...." stehen. Dieser Motivwagen spielt auf den Sender Strasbourg an, der ab 1932 ein zweisprachiges Programm sendete. Für die Lahrer Zeitung war dies Motiv ein Beleg, das Lahr zum Grenzgebiet gehöre. In Baden wurden Rundfunkhändler offiziell verwarnt, die vom Kauf des Volksempfängers abgeraten hatten, weil damit nur deutsche Sender empfangbar waren. Vielleicht hat der Strasbourger Sender kritisch über die Pogrome und Zerstörungen von Synagogen am 9. November 1938 berichtet, was die Nazis als Lüge bezeichneten, wie dies auch heute einige Politiker wieder praktizieren. [[Fichier:H._G._Huber_FASTNACHTSPIEL_Nußbach_1938_(3)_(2).jpg|vignette|Die jüdische Bevölkerung wird beim Umzug in Nußbach 1938 lächerlich gemacht und das Motiv nimmt die Bilder der Deportation vorweg (Foto: Ortsarchiv Nußbach)]] Das Pogrom war ein deutliches Signal für die zunehmende Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung, bevor ein Jahr später die Deportationen begannen. Gezogen wird der Wagen von einer Gruppe in schwarzen Mänteln und Hüten und Masken mit langen Nasen, die an Karikaturen von Juden oder Pestdoktoren aus dem Mittelalter erinnern. Judenfeindliche Beiträge auf Fasnachtsumzügen sind für die Orte Goldscheuer und 1938 für Nußbach fotografisch belegt. Dort wurde dies jedoch von einem Teil der Dorfbewohner missbilligt. Ein Nussbacher protestierte sogar gegen eine solche Behandlung der Juden bei Julius Streicher. Diese Zivilcourage wurde später bestraft, der mutige Bürger starb im KZ Dachau. Ein weiterer Wagen präsentiert ein Schiff mit dem Schild „1. Kolonialflotte startbereit“ und erinnert an die kolonialen Träume der Deutschen, die nach dem Ersten Weltkrieg ausgeträumt waren. Auf einem Kübel steht Kamerun, eine ehemalige deutsche Kolonie, und hinten steht auf dem Schiff „Heimathafen Lahr“. Die Zeitung kommentierte dies als Glanzleistung, vor allem die abgeschossenen Torpedos: „Wir brauchen Kolonien!, eine gut durchdachte Verkörperung unseres zu engen Lebensraums“ (LZ, 20.2.1939). Die drei Wagen sind eine eindeutige Demonstration, wie weit die NS-Politik die Fasnacht für sich bereits vereinnahmt hatte. Kay Hoffmann
contexteenThe carnival in Lahr has a tradition that goes back to the 19th century. Since the place is predominantly Protestant, carnival was forbidden at the beginning of the 20th century. It wasn't until the 1930s that the Lahr Fasentzunft was founded and designed the Grusilochzottli as a symbolic figure. It belonged to the Association of Upper Rhine Fool Guilds, which had existed in Freiburg since March 7, 1937. In 1937 there was a move in Lahr, which was documented on film ("Sport und Fasnacht"). The pictures of the move on Sunday, February 19, 1939 were taken at various locations. The groups and wagons involved are shown repeatedly. At first glance, the move appears international in rainy and windy weather. The very first picture shows a group of musicians dressed as black musicians with black storm caps, an accordion group as Spaniards. A fabric elephant is seen on the train, accompanied by a man in a turban. A shot shows that a woman is enthroned on the elephant. It is said to be Queen Victoria of England (1819-1901), who held the title of 'Empress of India'. Youngsters run as cowboys and Indians. A group of blue and white dressed up with huge children's heads. In addition to a group called 'Grusilochzottli', the symbol of the guild, the Lahr Citizens' Militia are also part of the group, founded in 1831 and closely linked to the carnival. A group of young women with flags in shiny uniforms belong to the Fasentzunft, because they are also represented on the carriage of the Elferrat under the direction of the guild master Fritz Holweg. The city council of Lahr presents itself with a motif car "Maintains old customs", other motive cars deal with public toilets at the stork tower or the Orient Express with dining and sleeping cars. At the end of the film, the dignitaries distribute bread rolls and sausages to the children. A closer look reveals that this move is by no means just the usual pleasure. There are two cars that are clearly anti-Semitic with their political message. A man with a black face and black hands carries a sign that he turns back and forth. On the front is "Negro King Roosevelt", on the back "loves the Jews from all over the world". Two caricatures of Jews are painted on the car itself. The left head says "The Chosen People", the right LaGuardia, the then mayor of New York. Already in 1937, he accused the Nazi regime of speaking to the women's organization of the Jewish Congress in the United States "to destroy world peace" (Frankfurter Zeitung, March 5, 1937) and therefore became a figure of hate in the German press. The Republican was defamed as a communist, Jew and enemy of Germany. The car, designed as an airplane, refers to the Spanish Civil War. The Lahrer Zeitung comments: "The political juggled triumvirate Stalin - Roosevelt - Negrin - that only send bombs and grenades for Spain's sake, and as angel of peace can sing fair sages like 'softly plead my songs - Abyssinia never returns' - yes, yes the group found complete understanding ”(LZ, February 20, 1939). It is an attempt by Nazi propaganda to bomb its own bombings, e.g. to blame others on Guernica; the United States was not involved in the Spanish Civil War at all. The other motif is a house with the sentence "Welle 349.5 Sender Radio Strasbourg" on the front under a pentagram and below the unfortunately not quite readable saying "Lügen ist ....". This motif car alludes to the broadcaster Strasbourg, which broadcast a bilingual program from 1932. For the Lahrer Zeitung, this motive was evidence that Lahr belongs to the border area. In Baden, radio dealers were officially warned who had advised against buying the people's receiver because only German channels could be received. Perhaps the Strasbourg broadcaster reported critically about the pogroms and destruction of synagogues on November 9, 1938, which the Nazis described as a lie, as some politicians still practice today.