Kindergarten Erster Schultag (LFS01413 5)


 Avertissement[1]

Événements filmés ou en lien


Kindergarten, Einschulung

Résumé


Alltag im Kindergarten und Einschulung.

Description


Alltag in einem Kindergarten in Philippsburg und die Einschulung der Kinder.

Métadonnées

N° support :  LFS01413 5
Date :  1957
Coloration :  Couleur
Son :  Muet
Durée :  00:04:00
Format original :  8 mm
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Identité, Traditions
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Sie laufen, sandeln, schaukeln. Ruhe will es kaum geben in diesen Filmbildern aus dem Sankt-Franziskus-Kindergarten in Philippsburg. Die Kinder sind unaufhörlich in Bewegung, sei es langsamer oder schneller. Und wenn sie doch einfach mal dasitzen oder -stehen ist es nur ein kurzes Innehalten – oder die Irritation durch die Anwesenheit einer Filmkamera, in die sie gedankenverloren blicken.

Im Jahr 1957, dem Jahr der Entstehung des Amateurfilms, wurde erneut darüber diskutiert, wie die Kleinkinderziehung im öffentlichen Bereich zu orientieren ist. Die Aufgabe des Kindergartens sei im wesentlichen pädagogisch bestimmt, so heißt es in einem Gutachten des Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen aus demselben Jahr. Gegen diese zunehmende Hinwendung zum Lernpotential und der Begabung des Kindes stand die alte Vorstellung vom Kindergarten als bloßer Verwahrungsanstalt. Die kirchlich-konfessionellen Träger hielten weiterhin an diesem beschaulichen Bild fest. Und damit an einer bürgerlichen Idee der Familie, mit der die öffentliche Kleinkinderziehung auf eine Fürsorgeanstalt für Familien reduziert wurde, in denen die Mutter berufstätig war. Im Hintergrund stand die Kleinkindpädagogik von Friedrich Fröbel, des Begründers des Kindergartens im 19. Jahrhundert, der das Ziel der neuen Einrichtung in der Pflege des Spiels und in einer Ordnung von „Spielgaben“ sah.

Die Filmbilder vom Hinterhof des Kindergartens scheinen die Fröbelsche Annahme von der bildenden Einwirkung des Spiels geradezu veranschaulichen zu wollen. Die Kinder laufen gleich los, zunächst im Hintergrund an einer Mauer stehend, während vorne ein Mädchen verwundert in die Kamera schaut. Diese Kamera fängt die Bewegungen der Kinder fortan auf, führt sie auch mit der Montage als ein fortwährendes Fließen vor, mit dem sich das Spiel selbst abspielt. Die Bewegung öffnet sich auf den Raum des Hinterhofes, wenn sie um den Sandkasten herumlaufen, und sie konzentriert sich, wenn sie zuhauf im Sandkasten sitzen mit der Schaufel in der Hand. Ein Schwenk zeigt die Kinder versunken beim Spielen, um dann näher heranzurücken, bis einzelne Mädchen in der Nahaufnahme in die Kamera blicken, für einige Sekunden herausgefallen aus dem Spiel: Bilder, die den Film immer wieder zu kleinen Porträtaufnahmen gerinnen lassen, um erneut überzugehen in eine fortwährende Bewegung.

Alles ist gleichberechtigt in diesem Bildraum, in den sich die Bewegungsphänomene einschreiben: Nicht nur der Sandkasten im Vordergrund, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern auch die Schaukel, die sich im Hintergrund vollbesetzt dreht und im Folgenden in den Fokus rückt. Eine andere Art von Bewegung tut sich mit dem Drehen hervor, und weitere folgen: das vertraute Schaukeln, dessen Vor-und-Zurück vor der gelben Fläche einer Hauswand noch mehr als solches hervortritt. Bereits zuvor war eine Schwester in Ordenstracht aufgetaucht, eine Aufsichtsperson und Betreuerin, die dem Spiel freien Lauf lässt und beim Schaukeln für mehr Schwung sorgt. Die Einstellungen verdichten sich jetzt zu kleinen Gruppenbildern – so die zwei Jungen, die sich an den roten Stangen der Schaukel halten. Es sind für den Film nur kurze Anhaltspunkte, die aus Bewegung heraus entstehen, und zum Schluss setzt sie sich vor dem Haus im Freien fort, wenn die Kinder zu zweit nebeneinander gehen, jetzt in einer geleiteten Form von Bewegung, bei der neben der Schwester noch eine weitere Begleitperson sichtbar wird.

Bereits im Jahr 1957 war die Frage präsent, ob die Fünfjährigen noch dem Kindergarten oder schon der Schule zugeordnet werden sollten. Dieser Film setzt eher noch das alte Abgrenzungsdenken ins Bild, indem er beides – Kindergarten und Schule – nebeneinander stellt. Plötzlich sieht man die Schulanfänger des Jahres 1957 an der Tür der Philippsburger Hieronymus-Nopp-Schule stehen. Im grellen Sonnenlicht posieren sie mit Schultüte für die Filmkamera, mittendrin eine der Mütter im Kostüm. Die Amateurfilmkamera ist für einige Minuten an die Stelle der Fotokamera getreten: Der Film nähert sich mit seinen Einstellungen den Fotos vom ersten Schultag an – und öffnet sie zugleich für das Dazwischen mit Schwenks und Zufallsbildern. Es sind die Minuten, bevor die Kinder in die Schule hineingehen, und an der Schwelle zum neuen Lebensabschnitt präsentieren sie sich vor der Filmkamera: Ein blondes Mädchen in einer Gruppe schielt in der Nahaufnahme kurz in die Kamera – ein kleines filmisches Ereignis, das sich abhebt von den vertrauten Einzel- und Gruppenporträts. Schließlich führt die verhaltene Bewegung, die zwischen den ‚Standbildern‘ immer wieder bemerkbar wird, dann doch auf die Schultür zu. Die Amateurfilmkamera ist mittendrin zwischen Kindern und Müttern, sucht – ganz filmisch – nach Haltepunkten im Bewegungsstrom – bis sie auf das ‚Bild‘ einer Ordensschwester stößt, wie sie zuvor im Kindergarten zu sehen gewesen war.

Reiner Bader

Lieux ou monuments


Philippsburg



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