Leichtathletik Länderkampf Baden Elsass (LFS00244) : Différence entre versions

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|Contexte_et_analyse_de=Schon der Titel macht klar, um was es in dieser filmischen Dokumentation mit einer Länge von 11 ½  Minuten Länge geht. Sie versucht alle Aspekte und Wettkämpfe akribisch mit der Kamera aufzuzeichnen. Wahrscheinlich waren sogar mehrere Kameras im Einsatz, wenn beispielsweise bei den Läufen über kurze Distanz der Start und der Ziellauf aufgenommen sind. Die Qualität der Bilder ist sehr unterschiedlich, manchmal gut, in anderen Fällen unter- oder überbelichtet. Einige Aufnahmen sind unscharf und haben es trotzdem in den fertigen Film geschafft. In einigen Sequenzen wird Slow Motion eingesetzt, um den Bewegungsablauf der Sportler im Detail studieren zu können. Sehr dominant sind die 44 Schrifttafeln, die nahezu die Hälfte des Films ausmachen. Sie übernehmen mehrere Funktionen. Sie informieren über die nächste Sportart und die Sieger. Zugleich wird durch die Zusätze beim Namen deutlich, ob die Sportler aus Baden oder dem Elsaß stammen. Da sich nicht alle an die Kleiderordnung halten, die Badener im weißen T-Shirt mit einem Adler, die Elsässer in einem dunklen T-Shirt ist dies hilfreich. Zudem informieren die Schrifttafeln über den Verlauf des Duells und bauen dadurch eine Spannung auf, wer es gewinnen wird. Wobei dies schon auf der Starttafel verraten wird. Manchmal erlauben sie sich eine ironische Kommentierung, um auch die Unterhaltung zu bedienen. Einige der Sportarten tauchen mehrmals auf, der Film folgt also nicht der Chronologie der Ereignisse.
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Der Film beginnt im Rathaus mit der Begrüßung der Sportler durch den Lahrer Oberbürgermeister Dr. Winter – eine Tafel wird ihn später als „Badens sportfreudigsten Oberbürgermeister“ bezeichnen – und  durch den NSDAP-Kreisleiter Richard Burk. Für die Sportler aus dem Elsaß dankt Vizepräsident Jacob aus Colmar. Alle Redner sind ungeschickt von der Seite hinter Pflanzendekoration aufgenommen und unterbelichtet; vermutlich fehlte die entsprechende Ausleuchtung für Innenräume. Der Schwenk über „die Mannschaften als aufmerksame Zuhörer“ zeigt sie eher missmutig und ungeduldig auf den Wettkampf wartend. Der Einmarsch auf dem Sportplatz des Lahrer Fußballvereins 03 (LFV) an der Dammermühle erfolgt hinter Trikolore und Hakenkreuzfahne. Die badischen Sportler zeigen zur Nationalhymne alle den Hitlergruß. Die sportlichen Wettbewerbe beginnen mit einem Fehlstart beim 100 m-Lauf. Neben verschiedenen Laufdistanzen (200 m, 400 m, 800 m, 1.500 m, 5.000 m) sieht man Hürdenläufer, Diskus- und Speerwerfer, Kugelstoßer, Hoch- und Weitspringer und zwei Staffeln. Der Sportplatz ist sehr gut besucht, sowohl die Tribüne als auch die Stehplätze entlang der Bahnen.
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Die Vergleichskämpfe zwischen Elsaß und Baden starteten bereits 1928, also schon zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Dies kann verwundern, da das Verhältnis nach der deutschen Besatzung hätte gestört sein können. Allerdings wurden in dieser Zeit viele Sportvereine gegründet und so gab es intensive persönliche Kontakte zwischen den Sportlern im wieder französischen Elsaß und Baden. 1928 waren dann wieder sportliche Begegnungen möglich, wobei dies bis 1954 auf Treffen männlicher Sportler beschränkt war. Der erste Länderkampf fand in Strasbourg statt und Elsaß gewann knapp 71:69. Eine badische Zeitung kommentierte: „Die Mannschaft von Baden hat im Elsaß einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen und selten fiel die Kritik über eine sportliche Veranstaltung günstiger aus als gerade über das Zusammentreffen Elsaß – Baden“ (Athletik-Antenne, 1928). Die Vergleichskämpfe fanden in den nächsten Jahren abwechselnd in Strasbourg und einer badischen Stadt (Karlsruhe, Freiburg, Baden-Baden) bis 1942 statt. 1954 wurde diese Veranstaltung wieder für fünf Jahre aufgenommen. Dann pausierte sie 28 Jahre und wurde 1987 wieder gestartet. 1937 war der Wettbewerb zum ersten Mal in Lahr. Zwei Jahre später fand der Vergleichskampf wieder in Lahr statt. Oberbürgermeister Dr. Winter nahm während der Begrüßung Stellung zur politisch angespannten Situation: „Zum 11. Male treffen sich heute die besten Leichtathleten aus dem Grenzgau Baden und unserem elsässischen Nachbarland, um im friedlichen und ritterlichen Kampfe ihre Kräfte zu messen und ehrlich und anständig um den Sieg zu kämpfen.( …) Sie sind heute Gäste eines Volkes und einer Stadt, die hart an der Reichsgrenze liegt, in einer Landschaft, in der der Pulsschlag eines Volkes besonders deutlich und lebendig zu erkennen ist. Sie sollen während  Ihres Aufenthalts den Eindruck gewinnen und mit heim nehmen, daß das deutsche Volk trotz Kriegsgeschrei und einer gewissen deutschfeindlichen Presse das französische Volk achtet und schätzt und daß wir aufrichtig wünschen, mit unseren Nachbarn im Westen, mit dem uns so viel verbindet, im besten Einvernehmen zu leben, so wie wir dies beim heutigen sportlichen Treffen verwirklicht sehen. So wird auch dieser heutige friedliche Wettkampf wiederum Brücken schlagen zwischen zwei großen Völkern und der Verständigung zwischen ihnen dienen.“ (Lahrer Zeitung, 4.8.1939). Vier Wochen später erfolgte der deutsche Angriff auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs.
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Kay Hoffmann
 
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Version du 12 mai 2020 à 10:46


Avertissement[1]

Métadonnées

N° support :  LFS00244
Date :  1937
Coloration :  Noir et blanc
Son :  Muet
Durée :  00:11:25
Format original :  16 mm
Genre :  Documentaire
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Schon der Titel macht klar, um was es in dieser filmischen Dokumentation mit einer Länge von 11 ½ Minuten Länge geht. Sie versucht alle Aspekte und Wettkämpfe akribisch mit der Kamera aufzuzeichnen. Wahrscheinlich waren sogar mehrere Kameras im Einsatz, wenn beispielsweise bei den Läufen über kurze Distanz der Start und der Ziellauf aufgenommen sind. Die Qualität der Bilder ist sehr unterschiedlich, manchmal gut, in anderen Fällen unter- oder überbelichtet. Einige Aufnahmen sind unscharf und haben es trotzdem in den fertigen Film geschafft. In einigen Sequenzen wird Slow Motion eingesetzt, um den Bewegungsablauf der Sportler im Detail studieren zu können. Sehr dominant sind die 44 Schrifttafeln, die nahezu die Hälfte des Films ausmachen. Sie übernehmen mehrere Funktionen. Sie informieren über die nächste Sportart und die Sieger. Zugleich wird durch die Zusätze beim Namen deutlich, ob die Sportler aus Baden oder dem Elsaß stammen. Da sich nicht alle an die Kleiderordnung halten, die Badener im weißen T-Shirt mit einem Adler, die Elsässer in einem dunklen T-Shirt ist dies hilfreich. Zudem informieren die Schrifttafeln über den Verlauf des Duells und bauen dadurch eine Spannung auf, wer es gewinnen wird. Wobei dies schon auf der Starttafel verraten wird. Manchmal erlauben sie sich eine ironische Kommentierung, um auch die Unterhaltung zu bedienen. Einige der Sportarten tauchen mehrmals auf, der Film folgt also nicht der Chronologie der Ereignisse. Der Film beginnt im Rathaus mit der Begrüßung der Sportler durch den Lahrer Oberbürgermeister Dr. Winter – eine Tafel wird ihn später als „Badens sportfreudigsten Oberbürgermeister“ bezeichnen – und durch den NSDAP-Kreisleiter Richard Burk. Für die Sportler aus dem Elsaß dankt Vizepräsident Jacob aus Colmar. Alle Redner sind ungeschickt von der Seite hinter Pflanzendekoration aufgenommen und unterbelichtet; vermutlich fehlte die entsprechende Ausleuchtung für Innenräume. Der Schwenk über „die Mannschaften als aufmerksame Zuhörer“ zeigt sie eher missmutig und ungeduldig auf den Wettkampf wartend. Der Einmarsch auf dem Sportplatz des Lahrer Fußballvereins 03 (LFV) an der Dammermühle erfolgt hinter Trikolore und Hakenkreuzfahne. Die badischen Sportler zeigen zur Nationalhymne alle den Hitlergruß. Die sportlichen Wettbewerbe beginnen mit einem Fehlstart beim 100 m-Lauf. Neben verschiedenen Laufdistanzen (200 m, 400 m, 800 m, 1.500 m, 5.000 m) sieht man Hürdenläufer, Diskus- und Speerwerfer, Kugelstoßer, Hoch- und Weitspringer und zwei Staffeln. Der Sportplatz ist sehr gut besucht, sowohl die Tribüne als auch die Stehplätze entlang der Bahnen. Die Vergleichskämpfe zwischen Elsaß und Baden starteten bereits 1928, also schon zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Dies kann verwundern, da das Verhältnis nach der deutschen Besatzung hätte gestört sein können. Allerdings wurden in dieser Zeit viele Sportvereine gegründet und so gab es intensive persönliche Kontakte zwischen den Sportlern im wieder französischen Elsaß und Baden. 1928 waren dann wieder sportliche Begegnungen möglich, wobei dies bis 1954 auf Treffen männlicher Sportler beschränkt war. Der erste Länderkampf fand in Strasbourg statt und Elsaß gewann knapp 71:69. Eine badische Zeitung kommentierte: „Die Mannschaft von Baden hat im Elsaß einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen und selten fiel die Kritik über eine sportliche Veranstaltung günstiger aus als gerade über das Zusammentreffen Elsaß – Baden“ (Athletik-Antenne, 1928). Die Vergleichskämpfe fanden in den nächsten Jahren abwechselnd in Strasbourg und einer badischen Stadt (Karlsruhe, Freiburg, Baden-Baden) bis 1942 statt. 1954 wurde diese Veranstaltung wieder für fünf Jahre aufgenommen. Dann pausierte sie 28 Jahre und wurde 1987 wieder gestartet. 1937 war der Wettbewerb zum ersten Mal in Lahr. Zwei Jahre später fand der Vergleichskampf wieder in Lahr statt. Oberbürgermeister Dr. Winter nahm während der Begrüßung Stellung zur politisch angespannten Situation: „Zum 11. Male treffen sich heute die besten Leichtathleten aus dem Grenzgau Baden und unserem elsässischen Nachbarland, um im friedlichen und ritterlichen Kampfe ihre Kräfte zu messen und ehrlich und anständig um den Sieg zu kämpfen.( …) Sie sind heute Gäste eines Volkes und einer Stadt, die hart an der Reichsgrenze liegt, in einer Landschaft, in der der Pulsschlag eines Volkes besonders deutlich und lebendig zu erkennen ist. Sie sollen während Ihres Aufenthalts den Eindruck gewinnen und mit heim nehmen, daß das deutsche Volk trotz Kriegsgeschrei und einer gewissen deutschfeindlichen Presse das französische Volk achtet und schätzt und daß wir aufrichtig wünschen, mit unseren Nachbarn im Westen, mit dem uns so viel verbindet, im besten Einvernehmen zu leben, so wie wir dies beim heutigen sportlichen Treffen verwirklicht sehen. So wird auch dieser heutige friedliche Wettkampf wiederum Brücken schlagen zwischen zwei großen Völkern und der Verständigung zwischen ihnen dienen.“ (Lahrer Zeitung, 4.8.1939). Vier Wochen später erfolgte der deutsche Angriff auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Kay Hoffmann



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