Weißer Sonntag (LFS01413 4) : Différence entre versions

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|Resume_de=Weißer Sonntag und Kommunion der katholischen Kinder.
 
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|Contexte_et_analyse_de=Es beginnt mit einer Art Vorspiel. Der Zug der Ministranten taucht auf in einer Totalen, trägt die Symbolfahnen der Kamera entgegen – das Alpha-Omega-Zeichen oder das Christusmonogramm. Die Szene ist hell erleuchtet von der Sonne, und langsam kommt der Stadtpfarrer am Ende des Zuges in den Fokus, zieht mit der Gruppe in einer Halbnahen an der Kamera vorüber. Die Szene für die Kommunion ist eröffnet. Szenen, wie man sie kennt an diesem Tag, das vertraute religiöse Ritual, die Symbole und symbolischen Handlungen der Prozession und des Gottesdienstes.
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Der Weiße Sonntag ist in der katholischen Kirche der erste Sonntag nach Ostern, an dem in Regel die Erstkommunion stattfindet – gerade auch in Philippsburg mit seiner katholischen Mehrheit ein Höhepunkt des Kirchenjahres. Ursprünglich bezieht sich der Name des Weißen Sonntags auf das weiße Taufkleid, das in der frühen Kirche Erwachsene nach ihrer Taufe für eine Woche trugen. Auch für die Kinder, die ungefähr zehn Jahre alt sind, soll die Weihe der Kommunionkerzen an die Taufkerzen und an die Taufe erinnern. Die Erstkommunion stellt mit der Erneuerung der Taufe die bewusste Eingliederung in die christliche Gemeinde dar. Voraussetzung dafür ist das sogenannte Vernunftalter, das Alter, ab dem sie reif genug sind, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Mit der Katechese, dem Kommunionunterricht haben sie die wichtigen Glaubensinhalte kennen gelernt und sind in der Lage, zwischen einfachem Brot und Wein und den gewandelten Gaben beim Gottesdienst zu unterscheiden. Sie haben die erste Beichte abgelegt und können nun zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten, um das heilige Abendmahl zu empfangen.
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Die Szene ist eröffnet mit dem Zug der Ministranten – es ist der Beginn einer „Aufführung“, die zugleich für die Amateurfilmkamera stattfindet. Diese Kamera filmt die Prozession, sie filmt den Alltagsraum, in dem der Festzug seinen Ort hat. Sie zeigt den Straßenraum und die Plätze mit den Zuschauern. Sie zeigt die Prozession in ihrer Bewegung – einer Bewegung, mit der der Alltagsraum sich verwandelt in einen anderen Raum und doch präsent bleibt als der alltägliche Rahmen, in dem die Szenen sich abspielen.
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Die Szene ist eröffnet. Nun erscheint die Prozession in einer Totalen, kommt fast direkt auf die Kamera zu, vorne weg drei Ministranten und die Kapelle in Zivil. Die Einstellung lässt viel vom Umraum sehen, die Häuserflucht der Straße im Sonnenlicht, die Zuschauer rechts wie links des Festzuges: Die alltägliche Umgebung umrahmt die Bewegung des Voranschreitens, mit der die Kommunionkinder auftauchen auf ihrem Weg. Der Stadtpfarrer zwischen den Ministranten kommt in der Halbtotalen in Sicht, die Kinder dahinter in der Halbnahen, im Hintergrund stehen Zuschauer auf dem Gehweg. Die Prozession schreitet voran im Alltagsraum – und bringt in dieser Bewegung ihren eigenen sakralen Raum gewissermaßen erst hervor. Dieses Zwischen wird um so mehr sichtbar, wenn in der folgenden Einstellung der Blick in die Rückansicht wechselt: Der Zug bewegt sich in das Bild hinein, bis er nach einem Schnitt hinter den Zuschauern verschwindet, die ins Bild strömen. So zeigt der Film immer wieder auch den Zwischenraum, in dem der Alltag übergeht in seine Ausnahme: in die Aufführung einer Kommunionsprozession.
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Der Zug der Ministranten eröffnet die Szene wie ein Vorspiel, und in einer Art Nachspiel kommen die Kommunionkinder noch einmal in den Blick. In mehreren Totalen tauchen sie von fern auf, in der zufälligen Situation des Alltagsraumes an diesem Tag. Der Film öffnet seine Perspektive noch weiter, wenn die Prozession jetzt nur noch im Hintergrund zu sehen ist. Im Vordergrund gibt die Baustelle des Philippsbrunnens mit der Absperrung die Position der Kamera vor. Der filmische Raum öffnet sich auf diese Situation des Alltags –  und verweist so mehr noch auf den alltäglichen Rahmen, in dem die Prozession einen anderen, sakralen Raum schafft. Durch Zufall öffnet sich der Blick noch weiter auf die Bühne des Alltags, auf der sich die Szenen der Kommunion abspielen. Und die Kinder verschwinden dann fast, wenn sie in der Ferne an der übermächtigen Kirchenmauer vorbeiziehen.
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Reiner Bader
 
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Version du 8 novembre 2019 à 12:49


 Avertissement[1]

Événements filmés ou en lien


Kommunion

Résumé


Weißer Sonntag und Kommunion der katholischen Kinder.

Métadonnées

N° support :  LFS01413 4
Date :  1957
Coloration :  Couleur
Son :  Muet
Durée :  00:01:36
Format original :  8 mm
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Identité, Traditions, Fêtes et évènements religieux
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Es beginnt mit einer Art Vorspiel. Der Zug der Ministranten taucht auf in einer Totalen, trägt die Symbolfahnen der Kamera entgegen – das Alpha-Omega-Zeichen oder das Christusmonogramm. Die Szene ist hell erleuchtet von der Sonne, und langsam kommt der Stadtpfarrer am Ende des Zuges in den Fokus, zieht mit der Gruppe in einer Halbnahen an der Kamera vorüber. Die Szene für die Kommunion ist eröffnet. Szenen, wie man sie kennt an diesem Tag, das vertraute religiöse Ritual, die Symbole und symbolischen Handlungen der Prozession und des Gottesdienstes.

Der Weiße Sonntag ist in der katholischen Kirche der erste Sonntag nach Ostern, an dem in Regel die Erstkommunion stattfindet – gerade auch in Philippsburg mit seiner katholischen Mehrheit ein Höhepunkt des Kirchenjahres. Ursprünglich bezieht sich der Name des Weißen Sonntags auf das weiße Taufkleid, das in der frühen Kirche Erwachsene nach ihrer Taufe für eine Woche trugen. Auch für die Kinder, die ungefähr zehn Jahre alt sind, soll die Weihe der Kommunionkerzen an die Taufkerzen und an die Taufe erinnern. Die Erstkommunion stellt mit der Erneuerung der Taufe die bewusste Eingliederung in die christliche Gemeinde dar. Voraussetzung dafür ist das sogenannte Vernunftalter, das Alter, ab dem sie reif genug sind, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Mit der Katechese, dem Kommunionunterricht haben sie die wichtigen Glaubensinhalte kennen gelernt und sind in der Lage, zwischen einfachem Brot und Wein und den gewandelten Gaben beim Gottesdienst zu unterscheiden. Sie haben die erste Beichte abgelegt und können nun zum ersten Mal an den Tisch des Herrn treten, um das heilige Abendmahl zu empfangen.

Die Szene ist eröffnet mit dem Zug der Ministranten – es ist der Beginn einer „Aufführung“, die zugleich für die Amateurfilmkamera stattfindet. Diese Kamera filmt die Prozession, sie filmt den Alltagsraum, in dem der Festzug seinen Ort hat. Sie zeigt den Straßenraum und die Plätze mit den Zuschauern. Sie zeigt die Prozession in ihrer Bewegung – einer Bewegung, mit der der Alltagsraum sich verwandelt in einen anderen Raum und doch präsent bleibt als der alltägliche Rahmen, in dem die Szenen sich abspielen.

Die Szene ist eröffnet. Nun erscheint die Prozession in einer Totalen, kommt fast direkt auf die Kamera zu, vorne weg drei Ministranten und die Kapelle in Zivil. Die Einstellung lässt viel vom Umraum sehen, die Häuserflucht der Straße im Sonnenlicht, die Zuschauer rechts wie links des Festzuges: Die alltägliche Umgebung umrahmt die Bewegung des Voranschreitens, mit der die Kommunionkinder auftauchen auf ihrem Weg. Der Stadtpfarrer zwischen den Ministranten kommt in der Halbtotalen in Sicht, die Kinder dahinter in der Halbnahen, im Hintergrund stehen Zuschauer auf dem Gehweg. Die Prozession schreitet voran im Alltagsraum – und bringt in dieser Bewegung ihren eigenen sakralen Raum gewissermaßen erst hervor. Dieses Zwischen wird um so mehr sichtbar, wenn in der folgenden Einstellung der Blick in die Rückansicht wechselt: Der Zug bewegt sich in das Bild hinein, bis er nach einem Schnitt hinter den Zuschauern verschwindet, die ins Bild strömen. So zeigt der Film immer wieder auch den Zwischenraum, in dem der Alltag übergeht in seine Ausnahme: in die Aufführung einer Kommunionsprozession.

Der Zug der Ministranten eröffnet die Szene wie ein Vorspiel, und in einer Art Nachspiel kommen die Kommunionkinder noch einmal in den Blick. In mehreren Totalen tauchen sie von fern auf, in der zufälligen Situation des Alltagsraumes an diesem Tag. Der Film öffnet seine Perspektive noch weiter, wenn die Prozession jetzt nur noch im Hintergrund zu sehen ist. Im Vordergrund gibt die Baustelle des Philippsbrunnens mit der Absperrung die Position der Kamera vor. Der filmische Raum öffnet sich auf diese Situation des Alltags – und verweist so mehr noch auf den alltäglichen Rahmen, in dem die Prozession einen anderen, sakralen Raum schafft. Durch Zufall öffnet sich der Blick noch weiter auf die Bühne des Alltags, auf der sich die Szenen der Kommunion abspielen. Und die Kinder verschwinden dann fast, wenn sie in der Ferne an der übermächtigen Kirchenmauer vorbeiziehen.

Reiner Bader

Lieux ou monuments


Philippsburg



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