Weißer Sonntag (LFS 1421 5 Weißer Sonntag)


Avertissement[1]

Résumé


Weißer Sonntag mit Kommunion

Description


Kinder sammeln sich für die gemeinsame Prozession am Weißen Sonntag 1962.

Métadonnées

N° support :  LFS01421 5
Date :  1962
Coloration :  Couleur
Son :  Muet
Durée :  00:01:58
Format original :  8 mm
Genre :  Film amateur
Thématiques :  Identité, Traditions, Fêtes et évènements religieux
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Der Weiße Sonntag ist in der katholischen Kirche der erste Sonntag nach Ostern, an dem in der Regel die Erstkommunion stattfindet – gerade auch in Philippsburg mit seiner katholischen Mehrheit ein Höhepunkt des Kirchenjahres. Die Stadt ist aufgrund der Zugehörigkeit zum Hochstift Speyer überwiegend römisch-katholisch geprägt. Philippsburg war bis 2008 Sitz eines römisch-katholischen Dekanats im Erzbistum Freiburg; die erste evangelische Kirche wurde 1936 erst erbaut. Rund die Hälfte der Bevölkerung ist katholisch (2011: 50,3 %). Es ist nicht nur die Prozession, der offizielle Teil der Veranstaltung, die der knapp zweiminütige Film aus dem Jahr 1962 festhält, es sind zugleich Szenen, die der Prozession vorangehen. Mit seiner filmischen Darstellung rückt das Ereignis der Kommunion in einen zeitlichen Ablauf: Die bewegten Bilder lassen das Davor sichtbar werden, das zu diesem ersten wichtigen Ereignis für katholische Christen gehört.

In immer neuen Einstellungenkommen die Kinder auf die Kamera zu, die Jungen in Anzügen, die Mädchen in weißen Kleidern, und alle tragen sie ihre Kommunionkerze. Der Hintergrund der Straße schiebt sich grau ins Bild und lässt die Kommunionkinder im Vordergrund sich umso mehr abheben. Mal sind die Jungen vorne, mal die Mädchen, dann gehen sie nebeneinander über die Straße, während hinten ein Auto vorbeifährt. Mit dem Gang der Kinder zeigt der Film auf unscheinbare Weise den Übergang zu einem Ereignis, auf das sich die jungen Christen monatelang mit der Katechese, dem Kommunionunterricht vorbereitet haben. Die Szenen auf der Straße gehören selbst zu dem Übergang, den das Ereignis der Erstkommunion darstellt. Die Szenen werden erst zu Szenen durch die Filmkamera, für die die Kinder ein ‚Bild’ von sich selbst hervorbringen können.

Der Name des Weißen Sonntags bezieht sich ursprünglich auf das weiße Taufkleid, das in der frühen Kirche Erwachsene nach ihrer Taufe für eine Woche trugen. Für die Kinder, die in der Regel um die zehn Jahre alt sind, soll die Weihe der Kommunionkerzen an die Taufkerzen erinnern. Die Erstkommunion vollzieht mit der Erneuerung der Taufe die bewusste Eingliederung in die christliche Gemeinde. Voraussetzung dafür ist das sogenannte Vernunftalter, das Alter, ab dem sie reif genug sind, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen. Im Kommunionsunterricht haben sie die wichtigen Glaubensinhalte kennen gelernt und sind in der Lage, zwischen einfachem Brot und Wein und den gewandelten Gaben zu unterscheiden. Sie haben ihre erste Beichte abgelegt und können nun zum ersten Mal vor den Altar treten, um das Abendmahl zu empfangen.

Der Amateurfilm zeigt die Kinder, bevor sie sich in die Prozession einreihen. Er verweist mit den verschiedenen Schauplätzen auf das Individuelle und Kollektive, auf Vergangenheit und Gegenwart, auf das Getrennte, was sich für die Kinder mit der Prozession verbinden soll, indem sie in ein neues Stadium ihres Christenlebens eintreten. Die Kinder verschwinden in einer Prozession, streng getrennt erst die Jungen in Schwarz, dann die Mädchen in Weiß. Die Prozession kann im Bezug zu ihrem zeitlichen Davor mehr sein als das bekannte Ritual mit seiner repräsentativen Funktion. Die Prozession wird zur „Aufführung“, die der Film schon vorher beginnen lässt, zum „Medium“ des Übergangs, den die jungen Christen vollziehen. Die Aufführung ist das Medium, das die verschiedenen Zeiten zusammenhält: sie kommen zusammen auf einem Weg des Übergangs, der für die Kinder erfahrbar werden kann diesseits der vertrauten symbolischen Rhetorik.

Da sind zunächst in der Halbtotale die Ministranten mit den Symbolfahnen und die Blaskapelle des Ortes, bevor ein leichter Schwenk die Kinder zeigt im Kontrast der Kleidung, den dunklen Anzügen und den weißen Kleidern. Immer wieder rücken sie ins Bild: in einer weiteren Halbtotalen mit den Kirchenvertretern vorne weg, bis dann in einer Halbnahen die Bewegung noch spürbarer wird, wenn sie Reihe für Reihe mit ihren Kerzen vorbeiziehen. Schließlich erscheint der Zug in einer Rückansicht, die Einstellung lässt die Kinder in das Bild strömen, und die Prozession entfernt sich langsam mit wehenden Fahnen.

Die bewegten Bilder des Amateurfilms verbinden die Bewegung von Anfang und Ende: Die Kommunionkinder kommen zunächst auf die Kamera zu in kleinen Gruppen, und sie entfernen sich von der Kamera, im Festzug auf dem Weg in die Kirche. Sie lassen die Bewegung des Tages in den verschiedenen Szenen erscheinen – im Zusammenhang einer Bewegung, aus der der sakrale Raum, die ‚Szene‘ der Prozession erst hervorgeht. Sie führen den zeitlichen Ablauf des Tages als Faktum vor – und sie können dabei eine andere Zeit spürbar werden lassen: das Ereignis des Übergangs, das dieser Tag für die Kinder sein kann.

Reiner Bader

Lieux ou monuments


Philippsburg



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