Reise Österreich
Résumé
Contexte et analyse
Direkt nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs im März 1938 fährt eine elfköpfige Gruppe mit drei Autos zu Ostern auf eine touristische Fahrt dorthin. Der Freiburger Architekt Curt Balke dokumentiert die Reise mit seiner Kamera. Erste Station ist Friedrichshafen am Bodensee mit Aufnahmen vom alten Rathaus mit dem Zeppelinbrunnen, der 1909 zu Ehren von Graf Ferdinand von Zeppelin aufgestellt worden war. Graf Zeppelin und seine Luftschiffe sind eng mit Friedrichshafen verbunden. Die Figur des Brunnens hat tatsächlich beide Weltkriege überstanden und steht heute im Stadtpark. Nach einem Blick auf die alte Hafeneinfahrt mit ablegenden Schiffen kehrt die Reisegesellschaft in ein Restaurant ein.
Vom Bodensee reist die Gruppe nach Österreich, wo sie durch winterliche bergische Landschaften fahren, die geprägt sind von schneebedeckten Wiesen, dichtem Waldbestand an den Berghängen und idyllischen Flussläufen. Die Reiseroute führt durch das Vorarlberg, Arlberg bis zum Wolfgangsee im Salzkammergut und schließlich über München zurück nach Hause. Balke fängt mit seiner 16 mm-Kamera immer wieder wundervolle Panoramen und idyllische ländliche und lebendige städtische Szenen ein. Die Reisegesellschaft kommt durch Bergdörfer und besucht Innsbruck mit der schönen Altstadt und Salzburg mit der imposanten Festung, besichtigt aber auch Autobahnbrücken. Die Filmaufnahmen kontrastieren die damalige, ärmliche Lebenssituation der dörflichen Bevölkerung mit den wohlhabenden Besuchern aus Deutschland. Denn bei weitem nicht jeder kann sich 1938 ein eigenes Auto leisten, erst recht keinen Mercedes-Benz, ein Adler-Trumpf Junior Cabrio oder ein Hanomag Kurier Cabrio. Für Balke gehörte es zum Alltag, wie zahlreiche Filme seiner Ausflüge und Reisen zeigen. Zum Schluss des Films zeigt er sein Haus in Freiburg. Aus ihrer politischen Gesinnung macht die Reisegruppe keinen Hehl, deutlich sind Wimpel mit dem NSDAP-Hakenkreuz an den Autos angebracht. Einstellungen zeigen an Gebäude in Österreich Hakenkreuzfahnen und Banner: „Ein Reich – ein Volk – ein Führer“, die sich klar auf die Zustimmung zum ‚Anschluss‘ beziehen.
Situation Österreichs nach dem Ersten Weltkrieg
Das Kaiserreich der Habsburger zerfällt in seine Einzelteile und aus den deutschsprachigen Gebieten formt sich 1919 die Republik Österreich. Österreich-Ungarn wird zusammen mit Deutschland die alleinige Schuld am Ersten Weltkrieg zugeschrieben und beide zu hohen Reparaturzahlungen verpflichtet. Aus wirtschaftlicher Not heraus hoffen viele auf den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, was der Versailler Vertrag explizit ausschließt. Die Zeit zwischen 1919 und 1938 ist aufgrund des Zerfalls des Habsburgers Reichs armen Österreichs politisch sehr turbulent und führt im März 1933 nach einer Parlamentskrise zu einer Diktatur durch Bundeskanzler Engelbert Dollfuß.
11./12./13. März 1938 – Der sogenannte ‚Anschluss‘
Nach ihrer Machtergreifung 1933 versuchen die Nationalsozialisten in Österreich 1934 einen politischen Putsch. Bundeskanzler Dollfuß wird von österreichischen Nationalsozialisten im Bundeskanzleramt ermordet. Ihm folgt Kurt von Schuschnigg, der sich in seinem rigiden Regierungsstil kaum unterscheidet. Die Forderung nach der Wiedervereinigung von Österreich und Deutschland wächst im Land. Im Februar 1938 besucht Schuschnigg Adolf Hitler, der ihm etliche Forderungen verbunden mit einem Ultimatum vorlegt. Daraufhin kündigt Schuschnigg zwar eine Volksabstimmung über die Wiedervereinigung an, allerdings will er die Unabhängigkeit erhalten. Hitler lässt seine Truppen an der deutsch-österreichischen Grenze aufmarschieren und erhöht so den Druck auf Schuschnigg, der Hitlers Rücktrittsforderung am 11. März 1938 nachkommt. Die Volksabstimmung findet nicht statt. Auf Wunsch Hitlers soll der Nationalsozialist Arthur Seyß-Inquart neuer Bundeskanzler in Österreich werden, allerdings weigert sich Bundespräsident Wilhelm Miklas, diesen als Nachfolger Schuschniggs zu ernennen. Seyß-Inquart bittet Hitler um Hilfe und dieser lässt am 12. März seine Truppen in Österreich ohne jeden Widerstand einmarschieren. Die österreichische Bevölkerung jubelt den deutschen Soldaten zu, das Bundesheer Österreich schließt sich der Wehrmacht an. Am 13. März unterzeichnet der neue Bundeskanzler Arthur Seyß-Inquart das Gesetz zum ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich.
„Ein Volk – ein Reich – ein Führer“
Schon ab 1933 wirbt die NSDAP mit dem Slogan „Ein Volk – ein Reich – ein Führer“ für die Geschlossenheit der deutschen Nation und der damit verbundenen Ausgrenzung all derjenigen, die nicht dazugehören. 1938 dient dieser Slogan den Nationalsozialisten zweierlei Zwecken. Einmal im Wahlkampf für die Wahl zum Großdeutschen Reichstag am 11. April 1938, die direkt verbunden ist mit der nachträglichen Volksabstimmung zu den Ereignissen vom März 1938, die zur ‚Wiedervereinigung‘ Österreichs mit dem Deutschen Reich geführt haben.
Die NS-Diktatur erhofft sich durch den möglichst positiven Wahlausgang auch im Ausland einen entsprechenden Eindruck erzielen zu können. Zum anderen wird die Parole verstärkt von den Nationalsozialisten eingesetzt, um dieses Gedankengut im Nachgang zum ‚Anschluss‘ in Österreich zu übertragen und Deutsche und Österreicher auf die gemeinsame Geschichte, Kultur und vor allem glorreiche Zukunft einzuschwören. In den Filmaufnahmen aus Österreich ist an Häusern immer wieder dieser Kampfslogan zu lesen.
André PörnerLieux ou monuments
Bibliographie
https://science.orf.at/v2/stories/2906033/ Abruf am 04.07.2020
https://www.zeitklicks.de/top-menu/zeitstrahl/navigation/topnav/jahr/1938/der-anschluss-oesterreichs/ Abruf am 04.07.2020
http://www.geschichte-in-5.de/index.php/17-weimarer-republik-ns-zeit/133-der-anschluss-oesterreichs-1938 Abruf am 02.07.2020
http://www.vorkriegsgeschichte.de/der-oesterreich-anschluss-1938/ Abruf am 05.07.2020
http://demokratiezentrum.org/themen/demokratieentwicklung/1918-1938/anschluss.html Abruf am 02.07.2020
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/aussenpolitik/anschluss-oesterreich-1938.html Abruf am 02.07.2020
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