TITEL (LFS04842)
Résumé
Description
ZT: UKM - Eine Musikfahrt ins Elsaß Juni 1970
Ausflug der Ulmer Knabenmusik (UKM). Reisebus; Landkarte mit Bus (animierter Trickfilm); Konzert in Baden-Baden, Mittagessen in Kehl-Kork, Straßburg, Umzug mit Musikkapelle, Weingut "Eric Schultz", auf der Haut Koenigsbourg und in Mittelwihr. Rückfahrt mit dem Bus.
Contexte et analyse
Der neunminütige Super 8 Film in Farbe dokumentiert die Reise des Musikvereins ‚Ulmer Knabenmusik‘ (UKM) im Juni 1970 nach Baden-Baden und ins Elsass. Der Titel ist eine originelle Trickaufnahme und die Reiseroute wird jeweils mit einem Kartentrick verdeutlicht. Die Gruppe reist zunächst mit zwei Bussen von Ulm nach Baden-Baden zu einem Auftritt in der Konzertmuschel neben dem Kurhaus. Hier tragen sie noch ihre dunkelblauen Jackets und kurze Krawatten. Der Filmemacher fängt immer wieder originelle Alltagssituationen ein, wie Detailaufnahmen vom Publikum oder ein Fahnenrondell mit Flaggen europäischer Länder. Von dort aus geht es weiter nach Kehl-Kork, wo die jugendlichen Musiker und ihre Begleiter an langen Tischen essen. Von dort fahren sie über den Rhein, auf dem zwei Lastkähne schippern, zur Grenzkontrolle, an der damals noch die Papiere kontrolliert wurden. Auch an der Grenze gibt es ein Rondell mit europäischen Fahnen. Es geht weiter nach Straßburg, wo sie ein öffentliches Konzert geben. Hier sind sie legerer angezogen mit weißen Hemden mit langen Armen. Es folgen weitere Stationen ihrer Reise: man sieht das Weingut ‚Eric Schultz‘, die Burganlage Hohkönigsburg und ein weiteres öffentliches Konzert in Mittelwihr. Die Rückreise führt an Freiburg im Breisgau vorbei quer durch den Schwarzwald.
Diese ‚Sonderfahrt‘, wie es vorne am Bus steht, findet im Kontext der Entstehung der europäischen Institutionen statt. Am 25. März 1957 unterzeichneten die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande die Römischen Verträge, die die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) mit gemeinsamem Markt sowie einem freien Personen- und Warenverkehr ermöglichten. Dies war der Vorläufer der Europäischen Union. Außerdem wurde mit dem Vertrag im Elysée-Palast (22. Januar 1963) die deutsch-französische Aussöhnung eingeleitet. Für Charles de Gaulle und Konrad Adenauer wurde der Grundstein für diese Versöhnung in einer aktiven Jugendarbeit gelegt. Dieser Vertrag führte im Juli 1963 zur Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW). Ziel war es, die Jugendkontakte zwischen den beiden Ländern zu vertiefen, um Interesse an der Kultur des anderen Landes zu wecken.
Die Ulmer Knabenmusik (UKM) wurde 1961 in diesem pro-europäischen Geist mit Unterstützung der Stadt als Blasorchester gegründet, um eine aktive Jugendarbeit anzubieten. Im Juni 1970 waren die Jugendlichen unter der Leitung von Paul Kühmstedt (1908-1996) im Elsass. Der namentlich nicht bekannte Filmemacher kombiniert das gefilmte Material mit Trickfilmsequenzen. Dieses einfache, aber effektive System erlaubte es ihm, die Reiseroute der Musikgruppe zu visualisieren und ermöglicht dem Publikum eine Orientierung. Er wählt für jede Stadt eine emblematisches Sehenswürdigkeit wie das Kurhaus in Baden-Baden und das Münster in Straßburg.
In seinem Film bezieht sich der Filmemacher immer wieder auf die europäische Idee. So nimmt er an verschiedenen Orten in Deutschland und Frankreich die Fahnen europäischer Länder auf. Die Reise ins Elsass verdeutlicht die europäische Bedeutung der Region Oberrhein und den Austausch über die Grenze hinweg. In Straßburg findet ein Umzug mit einem in Trachten gekleideten Blasorchester aus dem österreichischen Burgenland statt, der vom Gutenbergplatz über die Grandes Arcades zum Place Kléber führt. Der Amateurfilmer hat sich mitten auf der Straße positioniert und lässt die Musikgruppe auf sich zu laufen. Im Hintergrund ist ein Werbeplakat mit dem Slogan zu sehen: „Um ein Bild mit einer Kodak Instamatik-Kamera zu verfehlen, muss man es mit Absicht tun". Das eigentliche Ziel der Reise ist die Weingemeinde Mittelwihr in der Nähe von Colmar, wo die Ulmer Knabenmusiker ein weiteres Platzkonzert geben. Zu sehen sind Nah- und Gegenaufnahmen von Weinbergen, dekorative Störche, elsässische Fachwerkhäuser, die Hohkönigsburg und zwei riesige Crémant-Flaschen, die am Eingang des Hauses Dopff in Riquewihr thronen. Dies sind für den Filmemacher wichtige Elemente, die ebenso wie die von ihm aufgenommenen Alltagssituationen und Menschen typisch für das Elsass sind.
Organisierte Auslandsreisen wurden in der Bundesrepublik nach 1945 sehr beliebt. Sie entwickelten sich weiter mit den diplomatischen Fortschritten der europäischen Verträge, die Freiheiten innerhalb der Mitgliedsstaaten gewährten. Diese organisierten Reisen wurden hauptsächlich mit dem Bus durchgeführt, die der Filmemacher in seinen Aufnahmen oft in den Fokus nimmt. Man sieht sie bei den Abfahrten und Ankünften der Musikgruppe oder bei den Ausflügen ins Elsass. Da die Reisebusse auch während der Fahrt aufgenommen wurden, war der Filmemacher wahrscheinlich mit seinem eigenen Auto unterwegs. Der Film dient dazu, diesen europäischen Moment in der Geschichte des Musikvereins für die Zukunft zu dokumentieren. Zielt die Reise der Ulmer Knabenmusik nicht sogar darauf ab, durch die Entdeckung des französischen Nachbarlandes den Geist der Versöhnung zu fördern?
Paul AnthonyBibliographie
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