TITEL (LFS05954)


Avertissement[1]

Métadonnées

N° support :  LFS05954
Date :  1972
Coloration :  Couleur
Son :  Muet
Timecode :  00:02:57
Durée :  00:00:00
Format original :  Super 8 mm
Genre :  Film amateur
Institution d'origine :  Haus des Dokumentarfilms

Contexte et analyse


Der knapp dreiminütige, stumme Super 8-Film zeigt den Wahlkampfauftritt von Bundeskanzler Willy Brandt auf dem Freiburger Münsterplatz. Er unterstützt damit die baden-württembergische SPD in ihrem Landtagswahlkampf. Willy Brandt ist zusammen mit dem Freiburger Oberbürgermeister Eugen Keidel (SPD) unter den Arkaden des Historischen Kaufhauses zu sehen. Vor der Rede Brandts zeigt der Amateurfilmer die versammelten Menschen mit geöffneten Regenschirmen in einer Totalen von hinten und zoomt auf den leeren Balkon. Seine Ansprache ist aus der Menge heraus gedreht und zum Teil unscharf. Ein SPD-Transparent ist an einem Haus aufgehängt „Wir grüßen Willy Brandt. Die Spaltung Deutschlands muss gemildert werden. Am 23. April SPD“. Doch auch Gegner sind vertreten, wie das Plakat „Schon einmal dagewesen! Hitler-Stalin Ostverträge waren Mordverträge!“. Es setzt die Ostverträge mit dem ‚Hitler-Stalin-Pakt‘ gleich. In diesem Nichtangriffspakt zwischen NS-Deutschland und der Sowjetunion versicherte Stalin, den Polen im Falle eines deutschen Angriffs nicht beizustehen. Ein Plakat kritisiert die Reformen des sozialdemokratischen Wirtschafts- und Finanzministers Karl August Fritz Schiller, der versuchte, nach Jahren des Aufschwungs die drohende Wirtschaftskrise zu verhindern. Am Ende grüßt Brandt noch einmal vom Balkon des Historischen Kaufhauses und der Film zeigt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Teilen der Bevölkerung, wie sie den Münsterplatz verlassen.

Der Sozialdemokrat Willy Brandt, der von 1957 bis 1966 regierender Bürgermeister von Berlin war, stand für einen sozialliberalen Neuanfang nach Jahrzehnten einer konservativen Dominanz durch die CDU/CSU – auch Ära Adenauer genannt. Schon in der Großen Koalition unter Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) war Brandt Vizekanzler und Außenminister. In der ersten sozialliberalen Koalition 1969 wurde er zum Bundeskanzler gewählt. „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ war die Kernaussage seiner ersten Regierungserklärung. Wichtigstes Thema war die neue Ostpolitik, mit der Brandt auf die Ost-West-Teilung der Welt und den Kalten Krieg reagierte. Ein zentrales Ziel von Brandt und seinem Außenminister Walter Scheel (FDP) war eine deutliche Entspannung im Verhältnis zur DDR und den anderen Staaten des Warschauer Paktes, einem militärischen Beistandspakt osteuropäischer Länder unter der Führung der Sowjetunion.

Vor der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages zwischen Polen und der Bundesrepublik kniete Willy Brandt im ehemaligen Warschauer Ghetto am Denkmal der Helden. Das Bild ging 1970 um die Welt. Der Bundeskanzler bestritt immer, dass es sich bei dieser Geste um eine bewusste Inszenierung gehandelt habe. Sie passte jedenfalls zu Brandts neuer Ausrichtung der Ostpolitik unter dem Motto „Wandel durch Annäherung“. 1971 wurde Willy Brandt für seine neue Ostpolitik in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen. In der Bundesrepublik wurden der Warschauer Vertrag mit der faktischen Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze und dem Ende des „Alleinvertretungsanspruchs“, also dem Anspruch für alle Deutsche, einschließlich der Bewohner in der DDR zu sprechen, wie auch der Friedensnobelpreis von politischen Gegnern sehr kritisch gesehen und Brandt als Verräter deutscher Interessen diffamiert.

1972, etwa ein halbes Jahr nach der Verleihung, kam es aufgrund der Ostverträge zu Spannungen innerhalb der Regierung und zwischen Regierung, Parlament und schließlich zum Übertritt von SPD- und FDP-Abgeordneten zur Union, wodurch sich die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag änderten. Der damalige Oppositionsführer der Union, Rainer Barzel, sah seine Chance gekommen und griff zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik zum parlamentarischen Mittel des konstruktiven Misstrauensvotums. Die Abstimmung verlor Rainer Barzel aber überraschend aufgrund von zwei – wie sich später herausstellen sollte – von der DDR-Regierung gekauften Stimmen innerhalb der CDU/CSU-Fraktion. Da allerdings auch Willy Brandt keine Mehrheit mehr im Bundestag hatte, stellte er in der Folge in Absprache mit der Opposition die Vertrauensfrage, die geplant verloren ging. Bundeskanzler Brandt empfahl daraufhin Bundespräsident Gustav Heinemann die Auflösung des Bundestages. So wurden Neuwahlen für den 19. November 1972 ausgerufen.

Die SPD entwarf einen Wahlkampf, der ganz auf Brandt zugeschnitten war, dem „Kanzler des Vertrauens“. Mit dem Slogan „Willy wählen“ sollte die Person Willy Brandt in den Vordergrund gestellt werden, aber im Grunde ging es bei dieser Wahl vom November 1972 um die Abstimmung über die zukünftige Ostpolitik, in der sich SPD/FDP einerseits und CDU/CSU andererseits fundamental gegenüberstanden. Die vorgezogenen Bundestagswahlen waren eine Möglichkeit für die CDU/CSU, die begonnene Ostpolitik zu stoppen. Willy Brandt mobilisierte bei seinen Wahlkampfauftritten regelmäßig die Massen. Seine Bekanntheit beruhte auf seine ‚Wahlkämpfe‘ zu den Bundestagswahlen von 1961 und 1965 als unterlegender Spitzenkandidat der SPD gegen Adenauer und Erhard, seiner entschiedenen Haltung als regierender Bürgermeister in Berlin gegen den Mauerbau und seiner guten Beziehung zum in Deutschland sehr beliebten US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Die Bundestagswahl am 19. November 1972 gewann die SPD mit ihrem Kandidaten Willy Brandt mit einem Rekordergebnis bei einer Rekordwahlbeteiligung von 91,1%.

André Pörner

Personnages identifiés


Willy Brandt

Lieux ou monuments


Freiburg i.B.



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